Arthur Schopenhauer, „der Begründer der Willensmetaphysik, gehört zu den populärsten deutschen Philosophen. Seine Lehre wirkte über die Grenzen der Philosophie hinaus in der Literatur, Musik und Psychologie. …Seine Philosophie prägt bis heute die Diskussion über die fundamentalsten Fragen.“ (Ulfig 2000)

Veranstalter
Technische Universität Dresden, Lehr- u. Forschungssammlung Farbenlehre,

Mitglied im BMBF-Verbundforschungsprojekt ‚Farbe als Akteur und Speicher‘ FARBAKS, unterstützt durch das Wissensforum Farbe-Licht an der TU Dresden,
die Schopenhauer-Gesellschaft e.V. und das Deutsche Farbenzentrum e.V.
TU Dresden Sammlung der Farbenlehre

Ort
Technische Universität Dresden, Fakultät Architektur,
Zellescher Weg 17, 01062 Dresden, Dekanats-Sitzungsraum B 107
sowie Studio der Sammlung Farbenlehre, Raum B 109

Anliegen
Arthur Schopenhauer gab mit seiner Abhandlung ‚Ueber das Sehn und die Farben‘ vor 200 Jahren (Leipzig 1816) einen frühen sinnesphysiologischen Denkanstoß zum grundlegenden Phänomen der physiologischen Farben. Bezugnehmend auf jene denkwürdige Abhandlung will das Kolloquium dazu beitragen, angesichts einer Reihe neuerer sinnesphysiologischer Erkenntnisse weiterführende Überlegungen zum Verhältnis von Reizsituation, Perzeption und Apperzeption sowie neue Fragestellungen zur Funktion der inversen Retina in Verbindung mit funktionellen Strukturen des visuellen Cortex aufzugreifen und zu erörtern.

Die Kolloquiumsbeiträge sollen in einer Gedenkschrift zusammengefasst und auf der Konferenz ‚Farbe im Kopf‘ des Deutschen Farbenzentrums Ende September 2016 an der Eberhardt Karls Universität Tübingen sowie zur Abschlusspräsentation des BMBF- Forschungsprojektes FARBAKS im April 2017 in Dresden an der Hochschule für Bildende Künste vorgestellt werden.

Flyer mit Programm

Vorabendprogramm
Donnerstag, 28.04.2016, 19:00 Uhr: Abendvortrag in der Reihe ‚Zu Gast…‘
Martin Minde, Farbkünstler, München: Die phänomenale Basis als anschaulicher Aspekt jeder Farbentheorie – Ein Beitrag auch zur Theorie Schopenhauers.
Schopenhauer-Gedenkkolloquium ‚Ueber das Sehn und die Farben‘

Programm
Freitag, 29.04.2016, von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Grußworte:
Prof. Dr. Matthias Koßler, Mainz/Prof. Dr. Axel Buether, Wuppertal/Dr. Konrad Scheurmann, Dresden

Eröffnungsvortrag:
Prof. Dr. Bruno Haas, Stiftungsprofessur Philosophie und Kunstgeschichte,TU Dresden: „Schopenhauer und das Urphänomen“
Themenblöcke (mit wissenschaftlichen Haupt- und Kurzbeiträgen):
– Zur Schopenhauer-Rezeption und Theoriegeschichte
– Zur aktuellen Netzhaut- und Hirnforschung – Aspekte der Theorieerweiterung

Weitere Themenblöcke:
– Wege der Lichtwahrnehmung beim Menschen
– Schopenhauers Welt als Wille und Vorstellung – Vom Netzhautbild zur räumlichen Vorstellung der Welt

Anmeldungen
Teilnahme am Kolloquium: Anmeldung bis 15. April 2016 erbeten Kontakt: M.Ed. Kati Bergmann, Sammlung Farbenlehre: kati.bergmann@tu-dresden.de

Tagungsgebühr: Unkostenbeitrag vor Ort 40,- € (10,- € für Studierende)
Anmeldung erforderlich über: kati.bergmann@tu-dresden.de

Anlage
Einige Informationen zu Schopenhauers Schrift ‚Über das Sehn und die Farben‘

Arthur Schopenhauers
‚Über das Sehn und die Farben‘
Frontspiz der Erstausgabe bei Hartknoch, Leipzig 1816

Nicht ohne Grund wählte J. W. v. Goethe 1813 den 25-jährigen, in Jena frisch promovierten Dr. Schopenhauer aus, um ihn in seiner Farbenlehre persönlich zu unterweisen. Ihm lag daran, seine Denk- und Forschungsweise auf einen vielversprechenden jungen Gelehrten zu übertragen. Im Frühjahr 1814 verlässt Schopenhauer allerdings Weimar, um nach Dresden zu gehen. Einerseits hinreichend durch Goethe geschult, aber auch angefüllt mit Beobachtungen und Ideen, die von denen Goethes etwas abweichen, trägt er sich mit dem Gedanken, diese in einer eigenen Abhandlung darzulegen. Die vier Dresdner Jahre bezeichnet er später als die produktivsten seines Lebens.

„Die wahre Farbentheorie“, so sagt Schopenhauer, „hat es … stets mit Farbenpaaren zu tun, … die Farbe erscheint immer als Dualität, da sie die qualitative Bipartion der Tätigkeit der Retina ist. Chromatologisch darf man daher gar nicht von einzelnen Farben reden, sondern nur von Farbenpaaren, deren jedes die ganze, in zwei Hälften zerfallende Tätigkeit der Retina enthält. Die Teilungspunkte sind unzählig, und, als durch äußere Ursachen bestimmt, insofern für das Auge zufällig. Sobald aber die eine Hälfte gegeben ist, folgt ihr die andere, als ihr Komplement, notwendig.“

Von Wilhelm Ostwald und Eckart Heimendahl abgesehen, die Schopenhauers Leistung ausdrücklich würdigten und dessen Vorleistung z.T. in ihre eigenen Theorien einbezogen (z.B. Ostwalds Lehre vom ‚Farbenhalb‘), hat Schopenhauers Theorie zu Unrecht bislang entsprechende Würdigung kaum erfahren, obwohl er vermutlich als erster erkannte, dass der Schlüssel für jede psychologische Farbentheorie in der Einheit und Paargestalt des Komplementären und deren spezifischen Helligkeitswerten liegt.

Im Sommer 1815 schickt Schopenhauer das inzwischen fertige Manuskript seiner Abhandlung ‚Über das Sehn und die Farben‘ an Goethe in der Hoffnung auf einen Kommentar. Dieser jedoch kann sich dazu nicht entschließen und so kommt es 1816 bei Hartknoch in Leipzig zur Veröffentlichung der Schrift ohne eine empfehlende Anmerkung Goethes. Schopenhauer wendet sich erst knapp 40 Jahre später wieder seiner Lehre ‚von der qualitativ geteilten Tätigkeit der Retina‘ zu, indem er sie nur um weniges verbessert und vermehrt neu auflegt (Leipzig 1854).

PDF Vorinformation Gedenkkolloquium „Schopenhauer“

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