Allgemeinverständlich, kompetent und aktuell informierte die Tagung über den Kenntnisstand in den relevanten Wissensbereichen der Farbe. Im Rahmen von Übersichts- und Vertiefungsvorträgen, sowie Workshops und fachübergreifenden Diskussionen wurde den Teilnehmern ein Einblick in das gesamte Wissensspektrum der Farbe vermittelt.

Was versteht man unter Farbe?

These
Farbe ist ein Medium, über das der Mensch mit seiner Umwelt kommuniziert, wodurch er die Art und Weise seiner Existenz in Raum und Zeit erleben, erfahren, erkennen, vermitteln und gestalten kann.
Zusammenfassung
Jede Verständnisfrage beinhaltet die Perspektive des Fragenden auf den bezeichneten Sachverhalt. Daher verdeutlicht eine Erklärung auch immer nur einen von vielen möglichen Standpunkten.
Dennoch ist die Farbe kein rein subjektives Phänomen, da wir neben dem individuellen Erleben immer wieder auch gemeinsame Perspektiven auf die Art und Weise unseres Seins in der Umwelt entwickeln können.
Das Ziel der Tagung ist daher die Herstellung von Bezügen zwischen dem Begriff der Farbe und dem, was darüber aus dem Wissensbereich der Referenten ausgesagt werden kann.
Die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit den Thesen der Referenten erlaubt den Konferenzteilnehmern die Herstellung vielfältiger Querbezüge zwischen allen Wissensbereichen der Farbe.
In meinem Einführungsvortrag möchte ich anhand von eigenen Projekten und den Arbeiten meiner Studierenden Fragen stellen, welche die Zielrichtung der Tagung ansprechen und verschiedene Themenbereiche der Farbe aufzeigen. Wichtig sind nicht die Antworten selbst, sondern der Prozess der Auseinandersetzung mit dem Begriff der Farbe, durch den sich die eigene Perspektive darauf ausweiten und verdichten kann.
Fragen aus dem Vortrag:
Ist Farbe eine objektive Größe? Ist Farbe eine materialtechnische Größe? Ist Farbe eine lichttechnische Größe? Ist Farbe eine räumliche Größe? Ist Farbe eine atmosphärische Größe? Ist Farbe eine emotionale Größe? Ist Farbe eine zeitliche Größe? Ist Farbe eine sprachliche Größe? Ist Farbe eine mediale Größe? Ist Farbe eine multisensuelle Größe? Beeinflusst Farbe das Verhalten? Bestimmt die Farbe das menschliche Sein?

Einführungsvortrag, Prof. Dr. Axel Buether, Vorstand DFZ

Geschichte der Farbe:
Pigmente von der Steinzeit bis heute

These
„Farbe ist Geschichte“
Zusammenfassung
Seit Anbeginn dessen, was wir Menscheitsgeschichte nennen, spielt die Wahrnehmung von verschiedenen Farben eine entscheidende Rolle. Die Allgegenwart von Farbe als differenzierender Information hat sicher etwas mit der Größe der mit Farbe befassten Hirnregionen zu tun, oder ist deren Grösse Spiegelbild unseres Interesses an Farbe? Die Fähigkeit Farbe wahrzunehmen war früher ein wichtiges Kriterium für den Erfolg als Sammler und Jäger. Unvollständige Farbwahrnehmung wird schnell zum Mangel. Die Verarbeitung von Farbe hatte spätestens seit den frühsteinzeitlichen Kulturen rituelle Bedeutung. Ich werde die Entwicklungsgeschichte der Verwendung von Farben seit der Frühen Steinzeit bis etwa zum Jahr 1700 skizzieren, mit Begründungen und Verweisen auf die Technologien der Herstellungen sowie bei einigen Pigmenten Hinweise auf die übergeordneten rituellen Bedeutungen.
Die Farben schwarz, weiß, gelb und rot haben über den gesamten Zeitraum der Steinzeit dominiert. Holzkohle oder Manganschwarz, weiße Kreide oder Vogelkot, gelber Ocker und gebrannter roter Ocker dominieren zu den Zeiten der Schamanen. Mit jeder neuen Zeitenbeschreibung werden neue Pigmente gefunden / erfunden, welche dann in den archäologischen Funden gefunden werden. Seit Beginn der Kupferzeit vor etwa 6000 Jahren gibt es blaue und grüne Pigmente in Ägypten, die Kupfererze Azurit und Malachit. Mit den weiteren Entwicklungen von chemischen Technologien entsteht in wenigen tausend Jahren ein Sortiment von Pigmenten, welches zur Zeit der alten Griechen schon ziemlich ausgereift war. Das Wissen der Herstellung zu all diesen Pigmenten und den besonderen lokalen Pigmenten in anderen Kulturen breitet sich früh über alle Kulturen aus. Entsprechend der unterschiedlichen Rohstoffe in manchen Ländern kam es zwar zu wenigen lokalen Sonderentwicklungen, welche heute aber praktisch alle ausgeglichen sind. Mit dem Berliner Blau, dem ersten Pigment der neueren naturwissenschaftlichen Forschung, hört die Vergangenheit der Pigmentgeschichte auf und die Neuzeit beginnt.

Übersichtsvortrag Themengebiet – 1 Farbpigmente und Restaurierung,
Dr. Georg Kremer, Kremer Pigmente GmbH & Co. KG Aichstetten

Pigmentforschung heute.
Zum Stand einer historisch-naturwissenschaftlichen Mischdisziplin.

These
Wer die Materialität der Körperfarben ignoriert, reduziert „Farbe“ um einen wesentlichen Aspekt. Stattdessen vermittelt die werkstoffkundliche und kulturhistorische Dimension des Farbmaterials Zugänge zur ästhetischen Wirkung, zum Entstehungsprozeß, zum kulturgeschichtlichen Umfeld und nicht zuletzt zur Konservierung von Artefakten, wie sie von den wort- und bildfixierten Kulturwissenschaften häufig immer noch vernachlässigt werden.
Zusammenfassung
Pigmentforschung hat ihre Wurzeln am Beginn des 19. Jahrhunderts und bewegt sich heute im Grenzgebiet zwischen Kunstgeschichte, Archäometrie und Restaurierung. Sie verfolgt das Ziel, durch möglichst genaue Bestimmung von Pigmenten zusätzliche Informationen über Kunst-und Kulturgut zu gewinnen: Über dessen Alter, Herkunft und stofflichen Eigenschaften, immer häufiger aber auch zu übergreifenden kultur- und kunsthistorischen Aspekten, was in wachsendem Maße Interdisziplinarität erfordert. Aus einem Nebenzweig der chemischen Analytik hat sich mittlerweile ein Forschungsgebiet entwickelt, welches historische Disziplinen wie Wirtschafts-, Sozial- und Kunstgeschichte mit naturwissenschaftlichen Analyseverfahren verbindet. Besondere Bedeutung kommt dabei einer differenzierten Quellenforschung einerseits, verfeinerten physikalischen und chemischen Untersuchungsmethoden andererseits zu. Der Nutzen solcher Forschung für Restaurierung, Denkmalpflege und Archäologie ist dabei evident, er reicht aber mittlerweile weit darüber hinaus in fast alle kulturwissenschaftlichen Bereiche hinein, die sich mit Artefakten beschäftigen.

Übersichtsvortrag Themengebiet – 1 Farbpigmente und Restaurierung, Albrecht Pohlmann, Chefrestaurator der Stiftung Moritzburg – Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt

Zweierlei Ordnung

These
Das Verstehen von Farbe erfordert eine neue Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg
Zusammenfassung
Der Beitrag „Zweierlei Ordnung“ befasst sich mit einem Grundproblem des Verstehens von Farbe: mit der Vereinnahmung und Naturalisierung von Pigmenten und Farbstoffen durch paradigmatische Erklärungsmodelle wie der Farbe als Äquivalent von Licht. Diese Praxis ist von Künstlern wie Dan Flavin, Jim Dean, Felix Droese oder Christopher Williams längst thematisiert worden. Doch wird der Beitrag diesen Prozess der Vereinnahmung anhand der Zielstellungen und Adressierungen der Handbuchliteratur zur Farbe des 19. Jahrhunderts erläutern.

Übersichtsvortrag Themengebiet – 2 Farbe und Kunst, Dr. Franziska Uhlig

Tiefe Oberflächen – Über Farbfeldmalerei und Acrylfarben

These
Die Wirkung der Farbe in der Kunst kann man nur verstehen, wenn man nicht nur ihre perzeptuelle, sondern auch ihre körperliche, somatische Seite berücksichtigt. Gleichwohl bildet auch letztere nur die eine Hälfte der Medaille, deren andere in der (sozial, sprachlich vermittelten) Bedeutungszuweisung an die erwähnten Körperzustände besteht.
Zusammenfassung
Die amerikanische Farbfeldmalerei hat sich international gesehen in der Mitte der 50er Jahre durchgesetzt. Zu ihren bedeutendsten Vertreteren zählen Morris Louis, Helen Frankenthaler, Kenneth Noland, Frank Olitski und Larry Poons. Dass die Wirkungen ihrer Bilder wesentlich von den damals neu entwickelten Acrylfarben abhängen, wird dabei selten thematisiert. Seinerzeit war insbesondere die so genannte Soak-and-Stain-Technik mit anderen Materialien nicht realisierbar. Im Vortrag soll der enge Zusammenhang zwischen den maltechnischen Befunden und den auch heute noch nachvollziehbaren psychologischen Wirkungen, die den Bildern nachgerühmt wurden, anhand einer „dichten Beschreibung“ erläutert werden. Gleichzeitig werden aber auch die Defizite einer solchen formalistischen Betrachtung benannt und zur Diskussion gestellt.

Vertiefungsvortrag, Themengebiet – 2 Farbe und Kunst, Prof. Dr. Karl Schawelka, Bauhaus Universität Weimar

Farbe in der aktuellen Kunst und Methoden, sie zu erfassen

These
Farbe in der bildenden Kunst – eins der beständigsten und zugleich variabelsten, eins der faszinierendsten und doch schwer fassbaren konstitutiven Elemente
Zusammenfassung
„Rot ist mein Motiv” – Rupprecht Geiger
„Mein Lebensthema ist die Farbe” – Raimer Jochims
Künstleräußerungen belegen als Beispiele: Farbe ist generell ein konstitutives Element in der bildenden Kunst, insbesondere der Malerei, das in differenten Gestaltungsprinzipien der Künstler eine variable Ausformung findet und in faszinierender Verschiedenheit des Farbigen im Gesamtkomplex des künstlerischen Konzepts zur Wirkung kommt.
Angesichts der Phänomenvielfalt aktueller Kunst, ihrer erweiterten medialen Existenzweise im soziokulturellen Kontext stellt sich die Frage nach neuen Instrumentarien des Zugriffs, nach der Reichweite des begrifflichen Vokabulars, das wir besitzen. Um Problemen gerecht zu werden, die die Farbe neu für Gestalter und Rezipienten aufwirft, ist Teamwork von Wissenschaftlern und Gestaltern gefragt.
Seitdem Street Art und die sog.„Kritzelkunst” in der Vermischung von Populärkultur und Kunst die Farbe in ironischer Beiläufigkeit einem überbetonten Perfektionismus entgegenstellen, seitdem bissig-bunte Werbebotschaften und Musikvideoclips in banaler Trivialität ins Museum drängen während Künstler für ihre kreativen Farbschöpfungen die Aura des Ortes im morbiden Charme stillgelegter Fabrikhallen entdecken, sind neue Zugänge gefragt, die den Betrachter nicht ausschließen.

Vortrag, Themengebiet – 2 Farbe und Kunst, Prof. Dr. Marieluise Schaum, Humboldt-Universität zu Berlin

Farbsemantisch-semiotische Profile, Deutungs- und Erklärungsversuche

These
Die Bedeutung der Wörter ist unklar. Die uns antrainierte, faktenorientierte Ausdruckslosigkeit und Empfindungsferne verbaut objektives Verständnis. Kommunikation braucht sinnliches Verstehen. Erkenntnisgewinnung außerhalb verbalisierten Wissens ist Voraussetzung für erfolgreiches Handeln. Der falsche Slogan: „Das grüne Band der Sympathie“ kostet die Allianz 15 Milliarden Euro. „Das Magenta“, die irrsinnige Leitfarbe der Telekom, kostet irgendwann ihre Existenz.
Zusammenfassung
Was wie „schön“ oder „hässlich“, „sympathisch“ oder „unsympathisch“ aussieht, folgt einer komplexen Erkenntnisschöpfung aus individueller Anlage, anekdotischem Erfahrungswissen und kollektiver Prägung. Was wir beispielsweise als „hübsch“ bezeichnen, ist das Ergebnis eines sehr differenzierten Wahrnehmungsspektrums.
Unsere Vorstellungswelt beruht in großen Teilen auf reminiszenten Vorlagen. Nicht nur Wissensanreicherung hat ihre anekdotischen Wurzeln, sondern auch ein Teil unserer Empfindungs- und Gefühlswelt beruht auf pragmatischen Einsichten und Erlebnisgehalten. – Die Erinnerungsreste an
„aufwändig“, z. B. einer pompösen Tischdekoration oder an „unbezahlbar“, z. B. ein sündhaft teureres Haute Couture Modellkleid, prägen unsere Vorstellungen von dem, was „wie unbezahlbar“ oder
„aufwändig“ aussieht.
Der Vortrag legt die semantischen Bedeutungen von Begriffen und ihre semiotischen Analogien offen. Die Verständigungsmittel sind vielfältiger, als sie bei oberflächlicher Betrachtung scheinen. Das gesprochene und geschriebene Wort vermag häufig nicht mehr als eine vage Definition von dem zu vermitteln, was uns wichtig erscheint.
Eine gut einjährige intensive Feldforschungsarbeit und eine folgende recht komplexe wissenschaftliche Ausarbeitung sollen darstellen, welche kollektiven, bzw. individuellen Meinungsbilder formal-ästhetische und farb-bezogene Bilder provozieren. Es interessiert das semantisch-semiotische Profil, die Eindeutigkeit der Abgrenzung von einem Begriff zum anderen und die quantitativen Farb- und Form-Zuordnungen. Die Absicht ist festzustellen wie grau „funktional“, wie grün „natürlich“ und wie rot „süß“ ist.

Übersichtsvortrag Themengebiet – 3 Farbmarketing und Trendforschung, Prof. Axel Venn, HAWK Hildesheim

Strategisches Farbdesign

These
Das Konsumverhalten ist direkter Gradmesser des geistigen und kulturellen Zustandes einer Gesellschaft. Die Auseinandersetzung mit alltäglichen Konsumprodukten und deren Farbgebung ist dabei ein vernachlässigtes Instrument aktiv kultureller Bewusstseinsbildung.
Zusammenfassung
Der menschliche Wahrnehmungsapparat ist auf Kommunikation ausgerichtet. Situativ werden Informationen aufgenommen, mit Bedeutung versehen und analysiert, um daraus zielführendes Verhalten zu entwickeln. Dieser permanent ablaufende Interpretationsprozess aus Zeichen (visuell, akustisch, olfaktorisch etc.) Bedeutungen zu generieren und daraus Verhalten abzuleiten, findet täglich millionenfach statt und läuft weitgehend automatisiert und unbewusst in Bruchteilen von Sekunden in Form von Wahrnehmungsmustern ab. Diese Wahrnehmungs-muster beruhen zum großen Teil auf individuellen wie kollektiven Erfahrungen innerhalb sozialer Systeme.
Farbe ist ein elementares Transportmittel für Informationen. Einerseits ist es als visuelles Medium in der Lage Informationen in Lichtgeschwindigkeit zu übertragen, andererseits gestattet die hohe Auflösungsfähigkeit des menschlichen Wahrnehmungsapparates eine höchst nuancenreiche und differenzierte Informationscodierung.
In unserer Lebenswelt wird der ursprünglich natürliche Lebensraum zunehmend substituiert durch synthetische Konsumwelten. Das Überangebot an Produkten und Dienstleistungen verlangt mehr und mehr nach Differenzierung, um deren Bedeutungen zu vermitteln. Unser Wahrnehmungsapparat wird dabei zu wachsender Differenzierungsfähigkeit gezwungen. In Kombination mit bestimmtem Formen, Oberflächen, Materialien etc. bewirken minimale Farbnuancen maximale Bedeutungsunterschiede. Längst genügt es nicht mehr nur „gefällige“ Farbgebungen vorzunehmen. Die Anforderung der farblichen Gestaltung eines Produktes ist zunehmend eingebunden in die Gestaltung ganzer Produktserien bzw. Produktgruppen eines Unternehmens. Die moderne Konsumwelt kommt ohne markenpolitische und marketingstrategische Informationen nicht mehr aus. Produktionstechnische Effizienz hinsichtlich Herstellbarkeit, Qualitätssicherheit, Variantenreduktion, Seriengrößen, Lagerhaltung, Logistik etc. wird mehr und mehr auch hinsichtlich der Farbgestaltung (Umfang der zu entwickelnden Farbpaletten) gefordert. Zeitgeistigkeit und Aktualität sind zu vermitteln. Allgemeine gesellschaftliche Tendenzen sind ebenso in spezielle Zeichen (Farben, Formen, Oberflächen, Materialien etc.) zu übersetzen, wie branchen- und produktspezifische Trends. Vor dem Hintergrund, dass die Bedeutungen (Konnotationen und Denotationen) die in speziellen Kontexten bestimmten Zeichen verliehen werden zu großen Teilen durch soziokulturelle Konventionen definiert sind, ist eine Anpassung der Farbgestaltung an das nonverbale Kommunikationssystem verschiedener Lebenswelten und deren kollektiver Präferenzen erforderlich. Farbgebung bzw. Farbkommunikation ist somit ein soziokultureller Prozess, der nicht statisch, sondern räumlich, zeitlich und kontextabhängig dynamisch ist und sich mit den Verständnisprinzipien eines sozialen Systems auseinandersetzt.

Übersichtsvortrag Themengebiet – 3 Farbmarketing und Trendforschung, Prof. Christoph Johannes Häberle, Fachhochschule Stuttgart, Hochschule für Druck und Medien

Die Kunst des persönlichen Stils

These
„Farbe in der Kleidung ist Ausdruck Ihrer Persönlichkeit“.
Zusammenfassung
Unter allen Symbolen, die es in der Kleidung gibt, ist die Farbe der stärkste Kommunikator. Wenn Sie eine bestimmte Farbe tragen, kommunizieren Sie die Bedeutung dieser Farbe nach außen. Man nimmt an, dass Sie genau so sind, wie es die Farbe vermuten lässt. Die Farbwahl entspricht in erster Linie unserer Persönlichkeit, der momentanen Befindlichkeit, unserem Gang und unserer Stimme. Sie sollte nicht allein von unserer Optik, etwa unserer Haut-, Augen- und Haarfarbe bestimmt werden. Farbe ist Persönlichkeit!
Ein Mensch sollte in seiner Kleidung Farbe so einsetzen, dass das Bild, das er nach außen vermittelt, zum einen stimmig mit ihm selbst und zum anderen mit der ihn umgebenden Gesellschaft ist.
Arthur Schopenhauer formulierte einst: „Stil ist die Physiognomie des Geistes.“ Ich finde das sehr treffend, denn alles, was wir auf der Haut tragen, teilt anderen Menschen mit, was wir im Kopf haben.
Mein Stil signalisiert, wer und wie ich bin. Stil ist die den ganzen Menschen umfassende Form des Selbstausdrucks. Er ist die Summe von Sprechweise, Auftreten, Umgangsformen, von Kleidung und Accessoires, jedoch auch von Geschmacksvorlieben und Konsumgewohnheiten.
Kleidung kann vieles bewirken, jedoch niemals über eine unterentwickelte Persönlichkeit hinweghelfen. Stil und Persönlichkeit sind untrennbar miteinander verbunden.
Kleidung hilft uns, unsere Einzigartigkeit zum Ausdruck zu bringen. Sie unterstreicht, was wir sagen. Tragen Sie stets Kleidung, die Ihr Wesen und Ihre Unverwechselbarkeit zeigt.
Guter Stil drückt sich in einer authentischen Persönlichkeit aus. Er ist ein Gesamtkunstwerk aus modischem Gespür und Persönlichkeit, aus Understatement und Offenheit, sowie Mut zum Tabubruch. Dazu gehören innere Zufriedenheit und ganz viel Selbstwertgefühl.

Vertiefungsvortrag Themengebiet – 3 Farbmarketing und Trendforschung, Gisela Braune, Dresden

Farbassoziationen und –präferenzen im Kulturvergleich:
Eine Befragung in Deutschland und Melanesien

These
Farbassoziationen und –präferenzen sind durch die natürliche Umwelt, das kulturelle Umfeld sowie das Geschlecht bestimmt.
Zusammenfassung
Für Objekte werden bestimmte Farben als typisch erinnert. Umgekehrt werden auch mit bestimmten Farben typischerweise bestimmte Dinge in Verbindung gebracht. In einer Befragung in Deutschland und Melanesien wurde untersucht, inwieweit eine Abhängigkeit solcher Farbassoziationen von Kultur, Umwelt und Geschlecht besteht. Die Versuchspersonen sollten für verschiedene, im Fragebogen aufgeführte Farben angeben, welche Dinge typischerweise diese Farbe aufweisen. Gefragt wurde nach den Farben Grün, Gelb, Orange, Rot, Rosa, Violett, Blau, Türkis, Braun, Grau, Schwarz und Weiß. Außerdem wurden die jeweils beliebtesten und unbeliebtesten Farben ermittelt.
In Deutschland wurden 203 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 20 Jahren befragt. Die Ergebnisse zeigen sowohl Farben mit einer sehr begrenzten Anzahl unterschiedlicher Assoziation, wie auch solche mit einer vergleichsweise hohen Anzahl. Beispielsweise treten für Grün, Gelb, Orange und Türkis bei den meisten befragten Personen jeweils sehr ähnliche Assoziationen auf und es werden insgesamt nur relativ wenige verschiedene Begriffe genannt. Insbesondere für achromatische Farben (Weiß, Schwarz, Grau) ist die Vielfalt von Assoziationen hingegen deutlich erhöht. Ein ähnlicher Unterschied ergibt sich hinsichtlich der Nennung natürlicher Objekte und artifizieller Gegenstände. Während für die meisten Farb-Assoziationen keine deutliche Geschlechtsspezifität erkennbar wird, zeigen sich für Rosa diesbezüglich eindeutige Unterschiede. Dies korreliert mit einem deutlich geringeren Anteil von Frauen bei der Beurteilung von Rosa bzw. Pink als unbeliebtester Farbe. Beliebteste Farbe ist erwartungsgemäß Blau, mit praktisch übereinstimmenden Anteilen für beide Geschlechter.
In Melanesien wurden 62 Personen befragt. Während die Farbpräferenzen deutliche Unterschiede aufweisen, zeigen die typischerweise mit den jeweiligen Farben assoziierten Begriffe Parallelen zu denjenigen der in Deutschland befragten Personen. Dies gilt besonders für natürliche Objekte. Es lassen sich jedoch auch wohl kulturell bedingte Unterschiede ausmachen.
Insgesamt scheinen die mit bestimmten Farben typischerweise assoziierten Objekte und Begriffe sowohl durch die natürliche Umwelt als auch das kulturelle Umfeld sowie das Geschlecht bestimmt zu sein, wobei sich hierbei deutliche Unterschiede für einzelne Farben ergeben.

Vertiefungsvortrag Themengebiet – 3 Farbmarketing und Trendforschung, Sebastian Walter, Abteilung Allgemeine Psychologie, Justus-Liebig-Universität Gießen

Farbe zwischen Vorlage und Vorstellung

These
Wie fassen Sie Farbe an? Farbe in Vorlage, Vorstellung und Verständigung.
Zusammenfassung
Beobachten Sie, wie Sie sehen, breit oder lang, vor und zurück, im Sitzen besser als im Stehen, drinnen anders als draußen? Sehen sie Alltag anders als Kunst? Kann man gleichzeitig genausehen und genau hören? Gibt es Markierungen in unseren Gedankenmustern? Sind das Tasteindrücke, Geräusche, Bilder, Gerüche? Wie und was transportiert Farbe?
Kommunikation bedeutet die vorübergehende minimale Übereinkunft über unterschiedlich Wahrgenommenes. Die visuelle Wahrnehmung ist eingebunden in eine komplexe Wahrnehmungsarchitektur von Wissen und Empfinden. Wie bewusst erscheint uns dieses Zusammenwirken? Wie bedeuten in diesem Zusammenhang Erinnerung und Vorstellung und Erwartung für unseren Umgang mit Farbe?

Vertiefungsvortrag Themengebiet – 3 Farbmarketing und Trendforschung, Friederike Tebbe, Berlin

„Farbatlas digital und analog“ für Informationstechnik und Gestaltung auf der Basis von Elementarfarben

These
Farbe ist eine Sinnesempfindung, die durch geeignete Koordinaten beschrieben werden kann
Zusammenfassung
Die digitale Farbe wird mit drei Farbwerten rgb beschrieben, deren Farbwerte z. B. im digitalen Farbenraum sRGB nach IEC 61966-2-1 zwischen 0 und 1 liegen. Die Farbwerte rgb werden nach dieser Norm aus den Normfarbwerten XYZ der Primärfarben Rot, Grün und Blau des CRT-Farbmonitors berechnet. Inzwischen gibt es eine Vielzahl neuer Monitor-Technologien, deren Buntton Blau z. B. bei der OLED- und CRT-Technologie so unterschiedlich ist wie die Bunttöne Rot und Gelb. Die Farbwerte rgb nach IEC 61966-2-1 sind daher zunehmend überholt und oft nicht mehr anwendbar.
Im Gegensatz dazu sind die Primärfarben CMY und Sekundärfarben OLV des Standard-Offsetdrucks seit 50 Jahren nahezu unverändert und auch in Zukunft sind kaum Änderungen zu erwarten. Daher werden hier neue besondere Farbwerte rgb* definiert, die linear mit den Farbwerten der Normdruckfarben LCH* im CIELAB-Farbsystem verknüpft sind. Die Druckfarbendaten sind z. B. in DIN 33866-1 angegeben. Damit lässt sich für die Druckfarben der Zusammenhang zwischen den digitalen Daten rgb* und den analogen Daten LCH* der Farbmuster berechnen und ein „Farbatlas digital und analog“ herstellen.
Für die Definition und Herstellung wurde eine Reihe von Forderungen aus der Anwendungspraxis berücksichtigt. Die Normfarbmasszahlen LCH* dienen z. B. zum Aufbau und der Herstellung des RAL-Farbsystems. Der digitale Farbatlas enthält daher auch die Farbmasszahlen LCH* mit den Helligkeiten einer 16-stufigen Grauskala zwischen L=20 und L=95 (delta L=5). Für Anwendungen in Digital- und Gestaltungstechnik ist konstante Bunttonwiedergabe von besonderer Bedeutung. Das Natürliche Farbsystem NCS benutzt die Elementarbunttöne Rot, Gelb, Grün und Blau (RJGB nach ISO./IEC 15775). Das menschliche Farbensehen kann leicht alle Bunttöne in Relation zu diesen vier Elementarbunttönen schätzen. Daher ergibt sich eine besonders sinnvolle Bunttoneinteilung, wenn die Koordinaten rgb für die Elementar-Bunttöne Rot, Grün und Blau (RGB) die Werte (1,0,0), (0,1,0) und
(0,0,1) besitzen. Der vorliegende Farbatlas ist auf einem 16-teiligen Bunttonkreis aufgebaut mit jeweils 4 Bunttönen zwischen den Elementar-Bunttönen RJGB.
Die verschiedenen Forderungen aus der Anwendung führen daher zu dem als Testdruck vorliegenden analogen Farbatlas mit etwa 2000 Farben. Der Atlas wurde im Standard-Offsetdruck auf fluoreszenzfreiem Standard-Offsetpapier gedruckt (siehe DIN 33866-1). Die Farbmasszahlen LCH* im CIELAB-Farbsystem der analogen Ausgabe und die zugehörigen Farbwerte rgb* sind in einem digitalen Farbatlas im Internet frei verfügbar. Zusätzlich sind z. B. die anschaulichen Farbkoordinaten icu* (i* = Brillantheit, c* = relative Buntheit, u* = Elementarbunttonzahl) und viele weitere für die analogen Muster angegeben, vgl. DIN 33872-1 (im Druck).
Der vorliegende „Farbatlas digital und analog“ ist eine weltweite Neuheit. Für die bisher definierten digitalen Farbwerte rgb, die alle auf Lichtfarben aufgebaut sind, lässt sich kein Farbatlas in Reflexion erstellen. In der Anwendung ist meist nur die relative Unterscheidbarkeit, z. B. der 16-stufigen Farbreihen, von besonderer Bedeutung und weniger die absolute Genauigkeit der Farbmuster. Diese relative Unterscheidbarkeit ist weitgehend unabhängig von verschiedenen Beleuchtungen im Büro und wird in DIN 33872-1 bis -6 geprüft, siehe http://www.ps.bam.de/33872.

Übersichtsvortrag Themengebiet – 4 Farbmetrik und Informationstechnik, Prof. Dr. Klaus Richter, Technische Universität Berlin, Fachgebiet Lichttechnik

IT-Farbverarbeitung – Farbdarstellung am Display, Bedingungen, Grenzen und Möglichkeiten

These:
Neue Hintergrundbeleuchtungen und neue Techniken erweitern die Möglichkeiten der Farbdarstellung auf Computer- und TV-Displays. Das Display bestimmt wie digitale Daten empfunden werden. Die Farbdarstellung kann jedoch nicht isoliert betrachtet werden, sondern ist immer in Zusammenhang zu sehen mit den Umfeldbedingungen und der Übereinstimmung mit einem eventuellen Ausdruck. Die Kalibrierung des Displays ist ein Schritt zur besseren Farbdarstellung.
Zusammenfassung
Anhand von Beispielen und Vergleichen werden die Möglichkeiten und Grenzen der Farbverarbeitung, die Abhängigkeit von den Umfeldbedingungen und ihr Einfluss auf die Erstellung der Ausgabedateien und die Wiedergabequalität für Farbdrucker und den Offsetdruck (ISO 12647-2) aufgezeigt.
War für Röhrenmonitore der darstellbare Standardfarbumfang noch auf sRGB (IEC Standard 61966-2-1) beschränkt, können LCD-Displays größere Farbumfänge darstellen. Für den Anwender bietet dies die Möglichkeit buntere Farben zu sehen und zu verwenden. Mit opRGB (IEC 61966-2-5) trat ein neuer IEC-Standard in Kraft, der diesen größeren Farbumfang beschreibt. Hersteller bieten zunehmend Digitalkameras mit diesem größeren Farbumfang an.
Umfeldbedingungen beeinflussen die jeweilige Wahrnehmung von Farben. Wie diese sinnvoll zu gestalten sind, ist in europäischen oder nationalen Empfehlungen, Vorschriften und Gesetzen vorgegeben. Angefangen von Bauvorschriften und ergonomischen Anforderungen sind diese nicht nur in den entsprechenden Gesetzen und Vorgaben der Berufsgenossenschaften, sondern auch in DIN-Normen und international gültigen Standards geregelt.
Immer interessant ist die Bildschirmanzeige im Vergleich zur Ausgabe auf einem Farbdrucker oder im Offsetdruck (nach ISO 12647-2). Hierfür müssen die Bildschirmdaten für den Ausgabefarbraum des verwendeten Geräts aufbereitet werden. Mit der Qualität, dieses als Farbseparation bezeichneten Vorgangs, steht und fällt die Beurteilung der Wiedergabequalität des verwendeten Druckers oder Ausgabesystems. Die geforderte optische Übereinstimmung kann z.B. für den Offsetdruck anhand der erzeugten CMYK-Ausgabewerte für den Druck nach ISO 12647-2 kontrolliert und verglichen werden.

Übersichtsvortrag Themengebiet – 4 Farbmetrik und Informationstechnik, J. Thomas Schmelzer, Inhaber der SWS Software Support

Farbe – Begriffe der Farbmetrik – Begriffe der Anwender

These
Farbe ist eine Empfindung, eine Empfindung, die uns so wichtig ist, dass wir sie sogar messen. Zur wissenschaftlichen Beschreibung dieser Empfindung benötigen wir bei Vernachlässigung des Umfeldes drei Größen, im Alltag kommen wir ohne Zahlen und oft mit zwei Begriffen, beim Vergleich mit Gegenständen sogar mit einem Begriff aus. Im Allgemeinen wird von vier Urfarben (Urempfindungen) gesprochen. Auf der Basis der Rezeptoren haben wir drei, in den Gegenfarbenzellen und in den Sättigungslinien sechs Grundfarben.
Zusammenfassung
Farbe ist eine Empfindung, eine Empfindung, die uns so wichtig ist, dass wir sie sogar messen. Andere Empfindungen, wie z. B. Schmerz, messen wir nicht.
Die Farbwissenschaft benötigt bei Vernachlässigung des Umfeldes drei Größen zur Beschreibung dieser Empfindung, den Buntton, die Helligkeit und die Buntheit. Im Alltag kommen wir meist ohne Zahlen und mit zwei Begriffen zur Beschreibung einer Farbe aus; beim Vergleich mit einem Gegenstand, z. B. mit einer Orange genügt uns ein Begriff.
Leider sind die Begriffe der Farbwissenschaft nicht identisch mit den Begriffen des Alltags und der Anwender. Den Begriff Buntheit kennt nicht einmal der 15- bändige Brockhaus. Was versteht man unter einem Kleid mit hoher Buntheit? Im Alltag würde man darunter ein Vielfarbiges verstehen.
Der Begriff der Sättigung ist von der Farbwissenschaft zur Zeit ebenfalls anders definiert, als die Anwender ihn verwenden.
Was sind Urfarben, Komplementär- und Kompensationsfarben?
Was ist der Unterschied zwischen brightness und lightness? Im Deutschen haben wir nur den Begriff Helligkeit.
Ist Schwarz eine Farbe? Da man für das Entstehen einer Farbe das Vorhandensein eines Farbreizes voraussetzt, ist Schwarz eigentlich keine Farbe.(?)
Aber benötigt man für die Farbempfindung tatsächlich einen Farbreiz und ein farbtüchtiges Auge, wie überall zu lesen? Können wir nicht eine Farbe auch aus unserem Gedächtnis abrufen?
Was ist eine Urfarbe? Wie viele Grundfarben gibt es, drei, vier oder sechs? Auf der Basis der Rezeptoren haben wir drei, in den Gegenfarbenzellen und in den Sättigungslinien sechs. Es gibt auch in der Vergangenheit und Gegenwart mehrere, die von sechs Grundfarben ausgehen: Goethe ,Runge, Michael Jacobs (kanadischer Maler), Max Becke (Direktor des Textilforschungsinstituts Wien 1924), Aemiliuis Müller (Schweizer Ökonom), Alfred Hickethier und Zwimpfer. Von diesen sechs Farben sind jeweils zwei komplementär.

Vertiefungsvortrag, Themengebiet – 4 Farbmetrik und Informationstechnik, Dr. Eva Lübbe, Physikerin

Dynamisches Licht –
Über die von Wirkung von Licht und Farbe in Abhängigkeit von Zeit

These
Farben sind von Natur aus dynamisch.
Zusammenfassung
In der Raum- und Architekturgestaltung der letzten Jahre zeichnet sich eine deutliche Tendenz zu Einsatz von dynamischen Licht-Farb-Installationen. Das Interesse von Bauherren, Architekten und Nutzen ist groß und die Industrie überschwemmt den Markt mit immer neuen Produkten und Technologien die Lichtfarbsequenzen und Spiele einfach in den Raum und Baukörper integrieren lassen. Die konzeptionelle Inhalte solcher Anlagen bleiben den Betrachter oft, milde formuliert: verborgen. Nicht selten entsteht der Eindruck, dass Selbstinszenierung, Showeffekte und eine durchaus positive Begeisterung am Licht und Farbe im Vordergrund der Gestaltung stehen. Dem entsprechend groß ist die Enttäuschung, wenn bereits nach einer kurzen Betriebsdauer die Installationen zu Ermüdung, ja sogar Ablehnung führen und Lichtfarbfolgen zu aufdringlich und aufgesetzt erscheinen. Die Entwicklung der LED-Technologie ist unaufhaltsam und es wird prophezeit, dass die flachen und biegsamen OLED’s die Lichtarchitektur der Zukunft beherrschen werden.
Die oft kulturkritischen Bemerkungen und Diskussionen zu diesem Thema werden erst dann an Gewicht und Lenkung gewinnen, wenn Sie auf guten Vorbildern und validen theoretischen Grundlagen aufgebaut werden. Die finden wir in der Natur, der Antike, der Kunst und vielen Werken zeitgenössischen Autoren. Die ersten Ergebnisse von Felduntersuchungen mit wissenschaftlichen Hintergrund und anspruchsvolle Anlagen wurden bereits der Öffentlichkeit präsentiert.
In unserem Vortrag führen wir in das Thema ein und präsentieren die ersten Studien und Projekte. Zum Schluss schlagen wir einen Planungsleidfaden vor, der die Einflussfaktoren und Elemente des Lighting Design Prozesses deutlich macht und zu gesicherten Ergebnissen führen kann.

Übersichtsvortrag, Themengebiet – 5 Lichtgestaltung und Lichttechnik, Norbert Wasserfurth, LIghtning Design HAWK Hildesheim, Studio DL,

Farbe und Maßzahlen in der Lichttechnik

These
Maßzahlen für die Farbe sind sinnvoll und empfehlenswert.
Voraussetzung für die Anwendung von Maßzahlen ist deren Gültigkeitsgrenzen zu kennen.
Zusammenfassung
Lichtplaner unterscheiden heute zwischen funktionalem Licht, das uns eine bestimmte Sehleistung ermöglicht und gestalterischem Licht, welches eine bestimmte Stimmung auslösen soll. Darüber hinaus wird schon lange über die Zusammenhänge zwischen Licht und Gesundheit diskutiert. Für alle drei Bereiche spielt die Farbe eine wesentliche Rolle.
Technisch sind wir heute in der Lage, immer vielfältiger farbiges Licht zu erzeugen. Doch welchen Nutzen bringt es uns? Für welche Anwendungen ist es sinnvoll und wo könnte es die Beleuchtungsqualität mindern? So mancher Planer und Anwender ist verunsichert. Lohnt sich der Aufwand? Sind die versprochenen biologischen Wirkungen tatsächlich garantiert? Erfahrungen mit bereits realisierten Projekten zeigen, dass der Grat zwischen Begeisterung und Ablehnung für farbiges Licht bei Bauherrn und Nutzern häufig sehr schmal ist. Zudem liegt der Preis für eine solche Beleuchtungsanlage deutlich über dem Preis einer konventionellen Beleuchtung. Und nicht zuletzt fragt sich der Nutzer, ob der zu erwartende höhere Energieverbrauch in Zeiten des Energiesparens verantwortbar ist.
Wenn wir über Farbe sprechen, müssen wir zunächst wissen, dass Farbe eine Sinnesempfindung ist und nicht die Eigenschaft von Körpern beschreibt. Um lichttechnische Anlagen entsprechend dieser Empfindung bewerten zu können, werden Maßzahlen benötigt. Die Lichttechnik hat solche Maßzahlen entwickelt. Dabei kam ein breites Methodeninventar zum Einsatz. Wie die genauere Analyse dieser Maßzahlen jedoch zeigt, sind die Geltungsbereiche derselben häufig eingeschränkt. Letzteres führte in der Vergangenheit immer wieder dazu, dass der Sinn solcher Maßzahlen infrage gestellt worden ist. Der Vortrag möchte einen kurzen Überblick über die verschiedenen Maßzahlen und deren Anwendungsgebiete geben. Die gezeigten Fakten mögen helfen, bei zukünftigen Planungen verantwortungsbewusst, gezielt und auch kritisch farbiges Licht in neuen Projekten einzusetzen.

Übersichtsvortrag, Themengebiet – 5 Lichtgestaltung und Lichttechnik, Prof. Dr. Ing. Stephan Völker, Fachgebiet Lichttechnik, TU Berlin

Psychologische Untersuchungen der Farbwahrnehmung: Das Phänomen der Farbkonstanz

These
Farbe ist ein Attribut mentaler Repräsentationen (wie z.B. Oberflächen, Lichter, transparenter Medien) deren verlässliche Anbindung an physikalische Eigenschaften der Umwelt eine komplexe Leistung des Wahrnehmungssystems darstellt. Eine isolierte Untersuchung von Farbe als quasi autonomes Attribut ohne Berücksichtigung der semantischen Architektur des Wahrnehmungssystems und der Wechselwirkungen mit anderen Attributen (wie z.B. Tiefe, Form oder Bewegung) – wie sie viele Jahrzehnte die psychologische Forschung in diesem Bereich dominiert hat – ist nicht ausreichend für ein grundlegendes Verständnis von Farbe.
Zusammenfassung
Menschen besitzen – ebenso wie viele andere Spezies – die Fähigkeit, die Farbe von Objekten auch unter wechselnden Beleuchtungen als annähernd konstant wahrzunehmen. In Anbetracht der Tatsache, dass der visuelle Input für die Farbe eines Objektes, die spektrale Energieverteilung des zum Auge gelangenden Lichtes, sowohl von der spektralen Reflektanzeigenschaften der Oberfläche des Objektes als auch von der spektralen Energieverteilung der Beleuchtung abhängt und sich daher für dasselbe Objekt unter verschiedenen Beleuchtungen erheblich unterscheiden kann, stellt die Fähigkeit der Farbkonstanz eine erstaunliche Leistung des Wahrnehmungssystems dar. Trotz intensiver wahrnehmungspsychologischer Forschung entzieht sich die Farbkonstanz – im Unterschied zu vielen eher sinnesphysiologischen Fragen der Farbkodierung – bis heute einem befriedigenden wissenschaftlichen Verständnis. In diesem Vortrag werde ich zunächst das Phänomens der Farbkonstanz eingehender erläutern und dann an ausgewählten Beispielen theoretische Ansätze und empirische Befunde zu seiner wahrnehmungspsychologischen Erforschung vorstellen.

Übersichtsvortrag, Themengebiet – 6 Farbe und Psychologie, PD Dr. Jürgen Golz, Institut für Psychologie, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

FARBE und EMOTION

These
“Warum ROT weder Stier noch Mensch wütend macht”
Zusammenfassung
Farben wird gemeinhin eine starke emotionale Wirkung zugeschrieben. Vor allem Marketing, Werbung, Design, Architektur (allen voran die Farbgestalter), aber auch Therapie und Wellness argumentieren gerne mit der emotionalen Wirkung von Farben. Trotz ca. 96.000 Einträgen in Google zur Phrase “Color and Emotion” sowie einer Reihe ernst zu nehmender Untersuchungen ist der Zusammenhang zwischen Farbe und Emotion nur unzureichend untersucht. Mit ein Grund dafür ist, dass der Begriff Emotion oftmals unzutreffend verwendet wird.
Dies veranlasste uns 2002, das Thema aufzugreifen und die wechselseitige Beziehung zwischen Farbe und Emotion – Farbe als Ausdruck oder Beschreibung von Emotion einerseits, Emotion als Reaktion auf Farbe andererseits – genauer zu analysieren.
Auf der Grundlage und als Erweiterung von Darwins evolutionärer Emotions-Theorie entwickelt Ekman seine „neurokulturelle“ Emotions-(Ausdrucks-)Theorie. Die 7 Emotionen Freude, Überraschung, Wut, Ekel, Furcht, Trauer, Verachtung erscheinen in physiologischen und psychologischen Aspekten sowie mimischem Ausdruck universell (kulturübergreifend). In wie weit diese von Ekman postulierte Universalität von Emotionen auch für das Verhältnis von Emotion und Farbe zutrifft, ist eine zentrale Frage unserer Untersuchungen.
In mehreren Studien (Oberascher & Gallmetzer 2003; Oberascher et al. 2005) haben wir mit unterschiedlichen Methoden untersucht, ob Personen Emotionen farblich spezifisch codieren. Hierbei hat sich gezeigt, dass Personen den unterschiedlichen Basisemotionen tatsächlich (= statistisch signifikant) unterschiedliche Farben zuordnen, und dass eine hohe intra- (bezüglich einiger Emotionen sogar inter-) kulturelle Übereinstimmung bei Emotions-Farb-Zuordnungen besteht.
Aufbauend auf unseren Untersuchungen haben Osvaldo Da Pos und Paul Green-Armytage (2005, 2007) weitere Studien in Italien und Westaustralien durchgeführt und vergleichbare Ergebnisse erhalten. Dies ist eine weitere Bestätigung dafür, dass Emotionen farblich spezifisch und kulturübergreifend ähnlich codiert werden. In wie weit jedoch Farben (in umgekehrter Richtung wirkend) spezifische Emotionen hervorrufen, bleibt weiterhin fraglich.

Übersichtsvortrag, Themengebiet – 6 Farbe und Psychologie, Dr. Leonhard Oberascher, Designberater, Farbdesigner, Psychologe und Künstler, Salzburg

Farbtonunterscheidung und Gegenfarben

These
Farbe ist eine Sinnesempfindung zur Charakterisierung des Spektrums das von Oberflächen reflektiert wird. Die Sinnesempfindung entsteht im Wechselspiel zwischen eintreffenden Sinnesreizen und vielfältigem Vorwissen.
Zusammenfassung
Traditionellerweise wurde die Fähigkeit, verschiedene Farbtöne zu unterscheiden, durch die Messung von Unterscheidungsschwellen zwischen Wellenlängen untersucht. In dieser Studie untersuchen wir die Farbtonunterscheidung in dem physiologisch motivierten retinalen Gegenfarbraum, dem Derrington-Krauskopf-Lennie (DKL) Farbraum. Der DKL Farbraum hat drei Achsen, eine achromatische Luminanzachse und zwei chromatische Achsen, die L-M Achse und die S-(L+M) Achse. Diese entsprechen den Farbpräferenzen von retinalen Ganglienzellen und Zellen im LGN; Farben auf der L-M Achse variieren zwischen türkis und rötlich, Farben auf der S-(L+M) Achse variieren zwischen violett und gelbgrün. Wir haben Unterscheidungsschwellen für 32 Beobachter auf der kardinalen L-M und S-(L+M) Achse und auf den diagonalen Zwischenachsen gemessen. Die Farbtonunterscheidung war am besten auf den kardinalen Achsen und schlechter auf den Zwischenachsen, insbesondere für Magenta. Messungen an 36 Punkten auf dem vollständigen Farbkreis zeigten, dass die Diskriminationsschwellen einer glatten Funktion folgen, mit Minima auf den kardinalen Achsen und Maxima auf den Zwischenachsen. Eine Ausnahme bildete der Quadrant mit rötlich-orangen Farben, in dem die Diskrimination generell gut war.
Dies ist interessanterweise der Quadrant, in dem auch die Farben vieler essbarer Früchte liegen, und in dem sich auch die meisten Grundfarbnamen befinden. Die Daten zeigen dass die Farbtonunterscheidung durch frühe Verarbeitungsebenen beeinflusst wird, auf denen neuronale Präferenzen für die kardinalen Richtungen vorherrschen, und auch durch höhere Ebenen, auf denen die ökologische Relevanz der Farben und die perzeptuelle Distanz zwischen Grundfarben eine Rolle spielt.

Vertiefungsvortrag, Themengebiet – 6 Farbe und Psychologie, Dr. Thorsten Hansen, seit 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter Abteilung Allgemeine Psychologie, Justus-Liebig-Universität Gießen Prof. Karl R. Gegenfurtner

Physiologie und Neuropsychologie: Vom Licht zum räumlichen Farberlebnis

Thesen

  1. Farbe ist eine subjektive, räumliche Empfindung.
  2. Die Steuerung der räumlichen Farberlebnisse erfolgt durch die räumliche, spektrale Lichtintensitätsverteilung der sichtbaren Umwelt, über das farben- und räumliche Tiefe kodierende Neuronen-Netzwerk der Augen und des Gehirns. Die Lichtadaptation der Photorezeptoren bedingt sowohl die partielle Farbkonstanz als auch den sukzessiven Farbkontrast, sowie farbige Nachbilder und farbige Schatten. Die gegenseitige laterale Hemmung benachbarter Neuronen erzeugt den simultanen Farbkontrast.
  3. Psychophysiologische Computer-Modelle beschreiben das biologische (neuronale und psychische) Kausalgefüge adäquat. Die Modelle beinhalten subjektive Farbdiskriminations-, Farbähnlichkeits- und Erkennbarkeitsmaße, die für beliebige Sehbedingungen gelten.

Zusammenfassung
In prähistorischer Zeit hielt man Farbe für eine unmittelbare Eigenschaft der Objekte bzw. mystischer Wesenheiten. Seit ca. 200 Jahren wird der Zusammenhang zwischen Licht und Farberlebnis (als black-box) mit psychophysischen und farbmetrischen Methoden untersucht. Neuroanatomische Schnitt- und Färbetechniken, sowie heutige computergestützte, bildgebende Verfahren, visualisieren die innere, neuroanatomische Struktur der black-box. Um 1874 zeigten psychophysische Farbgehaltsanalysen, dass unsere Farbempfindungen aus den sechs Elementarfarbempfindungen Rot, Grün, Blau, Gelb, Schwarz und Weiß bestehen. Seit 1964 werden einzelne Photorezeptoren und Neuronen in Auge bzw. Gehirn physiologisch, durch intrazelluläre Ableitung, und seit 1976 sogar elektrische Ströme einzelner Ionenkanäle zeitlich gemessen. Seit 1985 schließlich ermöglichen Computersimulationen, die Ergebnisse in mathematischen Modellen zusammenzufassen und durch biologische Neuronen-Netzwerk-Simulationen zu beschreiben. Erkenntnisse: 1) Farbe ist keine unmittelbare Eigenschaft der Objekte oder des Lichts, sondern eine subjektive, räumliche Empfindung. 2) Die räumlichen Farbempfindungen sind nicht identisch mit der räumlich-zeitlichen Überlagerung elektrischer bzw. chemischer Erregungen von Neuronen. 3) Kompaktheit und Struktur der Farbempfindungen per se erfordern eine quantenphysikalische Beschreibung und Erklärung. 4) Die Steuerung der räumlichen Farberlebnisse erfolgt makroskopisch, durch die räumliche, spektrale Lichtintensitätsverteilung, über das farben- und räumliche Tiefe kodierende Neuronen-Netzwerk. 5) Die Adaptation der Photorezeptoren erzeugt a) die partielle Farbkonstanz, und b) den sukzessiven Farbkontrast, sowie c) farbige Nachbilder und d) farbige Nebenschatten. 6) Die antagonistische Verschaltung farbkodierender Neuronen des Auges steuert a) die Gegenfarbenpaare Rot/Grün und Blau/Gelb und bewirkt durch die Nichtlinearität der Photorezeptoren b) intensitätsabhängige Farbtonverschiebungen. 7) Die laterale Hemmung benachbarter Neuronen ruft den simultanen Farbkontrast hervor. 8) All diese Farbphänomene beruhen nicht auf Eigenschaften oder Wechselwirkungen der Farbempfindungen per se. 9) Psychophysiologische Computer-Modelle beschreiben derzeit bereits wesentliche Teile des Farbensehens biologisch adäquat, von der räumlichen Lichtverteilung bis zum räumlichen Farberlebnis, das aus elementaren Farbflächen gebildet wird, die jeweils aus den sechs Elementarfarben in entsprechenden Anteilen bestehen. 10) Die Farbhelligkeit ist die Summe der spezifischen Helligkeiten der Elementarfarben. 11) Die subjektiven Farbdiskriminations-, Farbähnlichkeits- und Erkennbarkeitsmaße der bewussten und unbewussten Farbwahrnehmung gelten für beliebige Sehbedingungen.

Übersichtsvortrag, Themengebiet – 7 Farbe und Biologie, PD Dr. Werner Backhaus, Privatdozent für Theoretische Biologie, Freie Universität Berlin


Farbkontrast und Farbkonstanz bei Tier und Mensch

These
Farbe ist eine Interpretation des Gehirns
Zusammenfassung
Ein hoch entwickeltes Farbensehen ist im Tierreich weit verbreitet. So besitzt die Honigbiene ein trichromatisches Farbensehen, das große Ähnlichkeit mit dem des Menschen aufweist, obwohl es den UV-Bereich des Spektrums einbezieht und im langwelligen Bereich weniger empfindlich ist. Viele Wirbeltiere haben sogar ein tetrachromatisches Farbensehen und verfügen über einen vierten, im UV-empfindlichen Zapfentyp. Wenn Tiere ihr Farbensehen verwenden, um Nahrungsquellen wiederzufinden und Geschlechtspartner zu erkennen, müssen sie über Farbkonstanz verfügen, d.h. einen Mechanismus, der farbige Oberflächen unabhängig von der spektralen Zusammensetzung der Beleuchtung erkennen lässt. Wie Dressurexperimente mit Bienen und Goldfischen zeigen, ist dies in hervorragender Weise der Fall. Auch die Phänomene des simultanen und sukzessiven Farbkontrastes lassen sich bei diesen Tieren nachweisen. Die zugrunde liegenden neuronalen Mechanismen, wie laterale inhibitorische Wechselwirkungen und selektive Adaptation einzelner Zapfentypen, sind auch für die Farbkonstanz verantwortlich. Wie vergleichende Messungen an Menschen und Fischen zeigen, spielen zudem Helligkeit und Ausdehnung der umgebenden Flächen eine wichtige Rolle.

Vertiefungsvortrag, Themengebiet – 7 Farbe und Biologie, Prof. Dr. Christa Neumeyer, Johannes Gutenberg Uni Mainz

Farbe vermitteln…

These
Die Qualität von Vermittlungsprozessen hängt auch von der Qualität der Medien ab, die notwendig sind, wenn es nicht möglich ist, sich mit Originalen zu beschäftigen. Die Vermittlung des Phänomens Farbe im schulischen Kontext darf nicht auf den Itten’schen Farbkreis und den Farbkasten beschränkt bleiben. Neue Medien eröffnen neue Perspektiven einer innovativen und nachhaltigen Vermittlung. Kreative Kompetenz im Umgang mit Farbe und Kenntnisse über komplexe Wirkungszusammenhänge und Bedeutungen von Farbe sind wesentlicher Teil einer visuellen Kompetenz als kultureller Basiskompetenz.
Zusammenfassung
In allen Rahmenrichtlinien, Lehrplänen u.a., die in den einzelnen Bundesländer die Inhalte des Kunstunterrichts von der Grundschule bis zur Sekundarstufe II festschreiben, spielt FARBE als Gegenstandbereich eine wichtige Rolle. Die Inhalte reichen von Kenntnissen kunst- und kulturgeschichtlicher Aspekte der Farbe, über Farbkontraste, Farbwirkungen, Farbmaterialien, Farbe und Umwelt u.v.a. Um diese Inhalt kompetent zu vermitteln, bedarf es adäquater Medien und Materialien.
„Ohne Medien läuft gar nichts…“, so der Kunstpädagoge Prof. Dr. Gunter Otto. Die Entwicklung von Unterrichtsmedien wird heute auch unter dem Stichwort „Didaktisches Design“ zusammengefasst. Didaktisches Design die Entwicklung von Lernumgebungen von der Konzeption bis zur Evaluation. Lernumgebungen bestehen aus unterschiedlichsten Modulen und Medien, vom Schulbuch über die CD-ROM und DVD bis hin zu internetbasierten, interaktiven Lernmaterialien. In Zusammenarbeit mit dem Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Braunschweig entwickelt Prof. Josef Walch seit mehr als 20 Jahren Unterrichtsmedien in Form von Schulbüchern und interaktiven Medien (CD-ROM, DVD, Internetportal für den Kunstunterricht). Funktionalität, Einfachheit und Konsistenz auf hohem Niveau sind wesentliche Kriterien für die Gestaltung dieser Medien, die Schülerinnen und Schülern im Rahmenästhetischer Bildungsprozesse einen spielerischen und experimentellen Zugang zum Gegenstandsbereich Farbe eröffnen sollen. Gleichzeitig sollen aber auch vielfältige Kenntnisse über das Phänomen Farbe und seine Bedeutung in der Kunst- und Kulturgeschichte von der Malerei bis zur Mode, von der Architektur bis zum Design vermittelt werden. Im Rahmen des Vortrags werden aktuelle und exemplarische Beispiele aus Schulbüchern, CD-ROMs und DVDs zu einer innovativen Vermittlung von FARBE im Kunstunterricht präsentiert.

Übersichtsvortrag, Themengebiet – 8 Farbe und Vermitttlung, Prof. Josef Walch, Didaktik/Kunsterziehung, Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design Halle

„Sammlung Farbenlehre“- Instrument zur Wissenschaftskommunikation.

These
Die allgegenwärtige lebensweltliche Erscheinung FARBE bedarf als MYSTERIUM keiner einengenden Definition, sondern vor allem phänomenaler Anschauung und Beschreibung. Wie Licht vermag FARBE, uns als elementares GLEICHNIS zu erscheinen, zugleich aber auch als ein in Gestalt und Wirkung wunderbar mannigfaltiges ELEXIER.
Zusammenfassung
Neben der weithin bekannten ‚Historischen Farbstoffsammlung’ am Institut für Organische Chemie sowie der ‚Herrmann-Krone-Sammlung‘ zu den Anfängen der Fotografie am Institut für Angewandte Photophysik befindet sich an der Technischen Universität Dresden gegenwärtig mit der‚Sammlung Farbenlehre’ eine dritte Lehr- und Forschungssammlung zum Themenkomplex ‚Licht und Farbe’ im Aufbau. Impulsgebend hierfür war die interdisziplinäre Tagungs- und Publikationsreihe ‚Dresdner Farbenforum‘ (1992-2005) am Institut für Grundlagen der Gestaltung u. Darstellung. Aufgabe der neuen, inhaltlich übergreifenden Sammlung ist es, Zeit-, Sach- und Personenzeugnissen zur Geschichte der Farbenlehre im Mitteldeutschen Raum zu bewahren, zusammenzuführen, aufzuarbeiten und der Wissenschaftskommunikation zugänglich zu machen. Die inhaltlichen Dimensionen werden klar, wenn man allein Leben und Werk bedeutender, interdisziplinär orientierter Persönlichkeiten ins Auge fasst, deren Lebensweg eng auch mit dem Mitteldeutschen Raum verbunden war. Neben allgemein bekannten Namen wie Goethe, Runge, Schopenhauer, Hering, Ostwald und Heisenberg bzw. Semper, Taut, Itten, Kandinsky, Klee und Albers zählen zu ihnen z.B. Th.J. Seebeck, J.E. Purkinje, E. Petzold, G. Th. Fechner, W. Wundt, A. Kirschmann, K. Bühler, O. Prase, P. Baumann, H. Scheper, A. Stöckhardt, R. Möhlau, W. König, P. Krais, E. Ristenpart, R. Luther, V. Goldschmidt, E. Buchwald, R. Matthaei, A. Klughardt, S. Rösch, M. Richter, M. Adam oder H. Frieling. Einen Schwerpunkt bildet auch die Dokumentation und Vermittlung von Ergebnissen aktueller Forschung u. Lehre: neue natur-, sozial- u. geisteswissenschaftliche Erkenntnisse und künstlerische Leistungen ebenso wie technische Innovationen, z. B. die gegenwärtige Entwicklung von organischen Leuchtdioden (OLEDs) oder 3D-Fernsehbildröhren. Das kommunikative Anliegen orientiert dabei auf zeitgemäße Formen der Vermittlung, wie thematisch übergreifende Ausstellungen, Print- und Videoprojekte sowie eLearning- Angebote. Einige Angebote werden kurz vorgestellt.

Vertiefungsvortrag, Themengebiet – 8 Farbe und Vermitttlung, PD Dipl.-Ing. Eckhard Bendin, Technische Universität Dresden, Fakultät Architektur (2007 emiritiert)

Die «FarbenSchule» – Ein neues Lehrmittel für den Kunstunterricht

These
Das Entdecken der Vielfalt der Farben weckt Neugier und regt allgemein die Wahrnehmung an.
Zusammenfassung
Die «FarbenSchule» bildet den Kern einer Reihe von Themenheften für den Kunstunterricht, die an die unterschiedlichsten Aspekte des Phänomens Farbe heranführen möchte. Ziel der neu konzipierten Heftreihe ist es eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Farbe zu initiieren. Die prozessorientierten Übungsreihen sollen die Neugier, Experimentierfreude und gestalterische Eigeninitiative von Kindern und Jugendlichen anregen. So erschließen sie Farbe als zusätzliches Ausdrucks- und Kommunikationsmittel, das sie sowohl im eigenen kreativen Schaffen als auch im Alltag vielfältig und phantasievoll einsetzen lernen. Farbe ist jedoch nicht nur ein optisches, sondern auch ein haptisch materielles Phänomen. Darum möchte die «FarbenSchule» Schülerinnen und Schüler für unterschiedliche Qualitäten von Farbe, Material und Oberfläche sensibilisieren. Diese Sensibilität unterstützt gleichzeitig den aufmerksamen und respektvollen Umgang mit sich und seiner Umwelt.
Das erste Thema der geplanten Heftreihe zu Farbe im Kunst- und Zeichenunterricht lautet „Wie viele Farben gibt es?“ In diesem Themenheft tauchen die Schüler entdeckend, experimentierend, forschend und gestaltend in die Welt der Farben ein. In einem ersten Schritt entdecken sie im Sammeln die Vielfalt der Farbwelt, was ihre Wahrnehmung anregt und Neugier weckt. Das erforschende Arbeiten mit der angelegten Sammlung lässt sie sodann Farbordnungssysteme, wie zum Beispiel den Farbkreis, verstehen und eigene Ordnungen kreieren. Dabei vertiefen sie nicht nur die Wahrnehmung von verschiedenen Farbqualitäten, sondern üben auch den Umgang mit Vielfalt. Dieses Wissen setzen die Kinder in experimentellen Misch- und Malübungen um. Dieser Transfer in die gestalterische Praxis ermöglicht es den gezielten Umgang mit Malwerkzeugen zu schulen und die Farbwahrnehmung weiter zu verfeinern. Schließlich vernetzen die Kinder im Kreieren eigener Farbwelten die in den vorangegangenen Schritten gemachten Erfahrungen. In dieser gestalterischen Umsetzung üben sie das freie Mischen von Farben, und lernen, Farbe und Form als Ausdrucksmittel und Stimmungsträger einzusetzen.
Aktuell wird das erste Themenheft in einem Pilotversuch an Grundschulen in der Schweiz und Deutschland getestet und anschließend evaluiert.

Vertiefungsvortrag, Themengebiet – 8 Farbe und Vermitttlung, Lino Sibillano und Stefanie Wettstein, Haus der Farbe Zürich mit AnneMarie Neser, Berlin

Farbe im Dialog

These
Farbe ist der intuitiver Katalysator für die architektonische Lichtplanung
Zusammenfassung
Beleuchtung und Belichtung arbeitet mit Farbe im Dialog. Die Qualität des Mediums Licht wird über die Lichtfarbe als auch über die Beleuchtungsniveaus der reflektierenden Materialien definiert. Es ermöglicht das Strukturieren von Räumen und beeinflusst den Betrachter in seiner intuitiven Wahrnehmung des Ortes. Die Dynamik des Lichtes und seiner Lichtfarbe basiert auf unserer Erfahrung des Tageslichtes und entwickelt sich weiter mit den Medienfassaden.

Übersichtsvortrag, Themengebiet – 9 Farbe und Kommunikation, Carla Wilkins, LichtVision, Berlin

Farbe und Emotion

Zusammenfassung
In unserem Alltag ist Farbe eine der zentralen Qualitäten unserer visuellen Wahrnehmung. Die Frage nach der emotionalen Wirkung von Farbe stößt sowohl im Bereich der Gestaltung und Anwendung als auch im Bereich der Forschung auf reges Interesse. Zwar sind in der gegenwärtigen Forschung noch viele Fragen zum Konstrukt Emotion zu beantworten, es besteht jedoch weitgehender Konsens über eine Arbeitsdefinition für Emotion. Emotionen werden von verschiedenen Autoren als Reaktionsmuster auf diskrete auslösende Ereignisse beschrieben, die sich auf verschiedenen Ebenen zeigen können. So sind die Ebene des subjektiven Erlebens, die physiologische Ebene sowie die Verhaltensebene zu nennen.
Die empirischen Untersuchungen des Zusammenhangs von Farbe und Emotion sind vielfältig. Unterschiede finden sich im Hinblick auf die untersuchten Fragestellungen, theoriegeleitetes oder exploratives Vorgehen, die Operationalisierung des Stimulusmaterials, die ausgewählten Farben, die Ebene der Emotionsmessung sowie die Art und Validität der verwendeten Messinstrumente. Die meisten Studien, welche die emotionalen Reaktionen auf Farbe auf der Ebene des subjektiven Erlebens untersuchen, kommen zu dem Schluss, dass Farbe einen Einfluss auf unsere Emotionen hat. Wie dieser Einfluss genau aussieht, ist jedoch aufgrund der großen Variation zwischen den Studien nicht einfach zu spezifizieren.

Vertiefungsvortrag, Themengebiet – 9 Farbe und Kommunikation, Dipl.-Psych. Anna Katharina Hirschmüller, Uni Mannheim

Farbe und Gesundheit

Thesen
Licht/Farbe spielt in allen Aspekten von Gesundheit eine Rolle
Farbe konstituiert Lebensraum
Trend: Farbe statt Gesundheit?
Zusammenfassung
Eine Welt ohne Licht und Farben ist mit dem Leben nicht vereinbar. Diese Erkenntnis ist aus heutiger Sicht geradezu banal. Sie macht auch gleichzeitig deutlich, dass es keinen Bereich in unserem Leben gibt, der davon nicht beeinflusst wäre. Ohne Licht-Farben also auch keine Gesundheit. Aber welche Gesundheit mit welchen Farben?
Um Übersicht über den heutigen Stand des Wissens zu gewinnen, werden im Vortrag folgende Schwerpunkte dargestellt:
Klärung des Begriffs „Gesundheit“ im Kontext der aktuellen gesellschaftlichen Auffassung.
Im Zusammenhang damit Eingrenzung der Thematik in drei Hauptgebiete:
Leben: Aspekte der Grundlagenforschung und Modellbildung
Gesund bleiben: Präventive Ebenen, Hygiene, Lifestyle, Lebens- und Arbeitsbedingungen
Gesund werden: Kurative Ebenen, Diagnostik und Therapie verschiedener Erkenntnisgebiete wie Medizin, Psychologie und „ ganzheitlicher“ Verfahren
Ziel des Vortrages ist nicht, Detailwissen aus den einzelnen Sachgebieten zu vermitteln, sondern grundsätzlich und systematisch das Verständnis für die vielfältigen auch wissenschaftlichen Teilaspekte dieses Bereiches zu wecken bzw. den interdisziplinären Dialog anzuregen.

Übersichtsvortrag, Themengebiet – 10 Farbe und Gesundheit, Susanne Wied, Vorstand DFZ

Farbe und Gesundheit

These
Messen was messbar ist – messbar machen was erlebbar ist.
Zusammenfassung
Wenn es um Farbe und Gesundheit geht, denken die meisten Leute sofort an Farbtherapie und Farblichttherapie. Bei einer Veranstaltung wie der FarbInfo wird Mancher daran denken wie wenig fundiert ihm dieses oder jenes Buch zum Thema Farbtherapie erschien.
Kein anderes Gebiet im weiten Bereich der Farbe stößt jährlich auf so großes Interesse und sich daraus ergebende Veröffentlichungen wie dieses Thema.
Mit einer dreißigjährigen Erfahrung im Bereich „Farbe als unterstützende Maßnahme in der Therapie“, langjährige Erfahrungen im Bereich der Lichtfarbwirkung auf den Körper, die sich auch im konkreten Produkt niedergeschlagen haben, werden Wirkmöglichkeiten der Farbe im Gesundheitsbereich dargestellt, und einige grundsätzliche Positionen geklärt.
Zum Einen geht es um die spektrale Zusammensetzung der zum Einsatz kommenden Farben und Farblichter, zum Anderen in wieweit ultraschwache Strahlung (Fritz Popp) eine Rolle spielt. Der Farbträger also das Material, Naturfarben oder synthetische Farben, sind ein weiterer wichtiger Faktor. Daneben stellt sich noch die Frage welchen Einfluss möglicherweise der Placeboeffekt hat. Der Vortrag wird sich ganz bewusst am Übersichtsvortrag orientieren, bereits Gesagtes gegebenenfalls vertiefen und erläutern aber nicht wiederholen.

Vertiefungsvortrag, Themengebiet – 10 Farbe und Gesundheit, Gerd Schilling, INSTITUT FÜR LICHT- & FARBDYNAMIK, Rothenburg ob der Tauber

Farbe und Kunst im Krankenhaus – als Beitrag zu Genesung und Wohlbefinden von Patienten und Mitarbeiten

These
Farbe ist ein Arbeitsmittel, mit dem ich in Räumen und Kontexten für und mit Menschen handele. Farbe ist für mich ein Material, mit dem ich diese Räume modelliere und mit Inhalt und Atmosphäre auflade. Entscheidung in der Farbwahl basieren auf allen Erfahrungen und Erinnerungen, die ich mit Farbe bisher gemacht habe. – Diese Prägungen reichen von der frühen Kindheitserinnerung an roter Gummistiefel über das Abendlicht in Norddeutschland, bis hin zu den Erfahrungen meiner künstlerischen Praxis , dem Malen mit Pigmentfarben. Wobei für mich die feinstoffliche Qualität des jeweiligen Pigment und seines Auftrags und Bindemittels für den Charakter wesentlich sind. Diese drei Parameter: persönliche Bindung, Licht und Atmosphäre des Ortes und die körperliche Qualität von Farbe (zusammen mit dem erlernten technischen Wissen) bestimmen meinen Umgang in der Gestaltung mit Farbe. Entsprechend dem jeweiligen Kontext entwickele ich in Rücksprache mit den Menschen am Ort im Gestaltungsprozess eine räumliche Farbkomposition. Eine Entscheidung mit Farbe zu treffen ohne konkreten Zusammenhang und ein konkretes Pigment ist für mich schwer vorstellbar.
Zusammenfassung
Krankenhäuser sind Orte der Akutversorgung, es finden notwendige medizinische Eingriffe statt und es wird Raum für die Genesung gegeben. Der Körper wird heute durch hoch technisierte Medizin intensiv behandelt – doch für seine Gesundung braucht der Mensch als ganzes Unterstützung, indem auch seine geistigen und seelischen Aspekte angesprochen werden.
Farbgestaltung und Kunst im Bau richtig eingesetzt können hier einen wichtigen Beitrag leisten. Das Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) in Stuttgart nimmt den Zusammenhang zwischen Gestaltung der Umwelt und Wohlbefinden der Patienten und Mitarbeiter ernst. Seit 2003 wird im Robert-Bosch-Krankenhaus ein außergewöhnliches Kunstkonzept verfolgt, das zum Ziel hat, einzelnen Stationen und Funktionsbereichen durch originale Kunstwerke ein individuelles und unverkennbares Gesicht zu geben. Bereits 18 Kunstprojekte wurden in den vergangenen vier Jahren umgesetzt. Neben dem atmosphärischen und therapeutischen Wert ist dies für den Wettbewerb mit anderen Krankenhäusern ein Qualitätsmerkmal.
Am Beispiel von farblich-künstlerischen Gestaltungen in verschiedenen Krankenhäusern und dreier eigener Kunst-am-Bau-Projekte im RBK zeigt der Künstler Hannes Trüjen, was Farbe und Kunst im Krankenhaus leisten können.

Vertiefungsvortrag, Themengebiet – 10 Farbe und Gesundheit, Hannes Trüjen, Künstler, Stuttgart

Farbsysteme – ein brachliegendes Potential

These
Farbsysteme verkommen zu Farbsammlungen.
Zusammenfassung
Eine Farbensammlung ist eine mehr oder weniger zufällige Auswahl und Ansammlung von Farben, die gewisse Standardfarben beinhalten und als Farbmuster ausgegeben werden. Die bekannteste ihrer Art in Deutschland ist das RAL-Farbregister mit 210 Farben. Eine Farbenkollektion ist eine gezielte Farbauswahl, die auf aktuelle Marktbedürfnisse ausgerichtet ist und bestimmte Moden und Trends repräsentiert.
Bei einem Farbsystem hingegen stehen eher die theoretischen Überlegungen im Vordergrund. Dabei wird ein Plan, ein Konzept oder eine Methode ausgearbeitet, nach der sich möglichst die Gesamtheit der Farben erfassen, ordnen und darstellen lässt. Moderne und in der Praxis verbreitete Farbsysteme wie das NCS, das RAL Design System, das ACC, das DIN 6164 und das Munsell System etwa zeichnen sich darüber hinaus dadurch aus, dass sie eine farbmetrische Anbindung haben und in Mustern realisiert sind.
Das eigentliche Potential der Farbsysteme, das sie gegenüber Farbsammlungen und –kollektionen auszeichnet, sind ihre Ordnungsmerkmale. Diese könnten vor allem in der Gestaltungspraxis effektiv genutzt werden, was jedoch kaum der Fall ist. Vielmehr werden Farbsysteme nicht mit ihrer Systematik genutzt, sondern lediglich als Farbensammlung, aus der einzelne Farben nach Belieben ausgewählt werden.
Dieser Trend hat wiederum Rückwirkungen auf den Farbmusterpool von Farbsystemen, der zunehmend von der Systematik abweicht, so dass einige Systeme immer stärker den Charakter von Farbsammlungen annehmen.

Übersichtsvortrag, Themengebiet – 11 Farbsysteme, Dr. Andreas Schwarz, Essen

Der Farbring – Farbe zwischen Licht und Finsternis

These
„Phänomen Farbe“ – Licht erscheint räumlich und zeitlich begrenzt. Dabei kann es sich um eine ganze Sonne oder aber auch nur um die Flamme eines Streichholzes handeln.
Wir können Licht einschalten oder ausblenden, aber es ist für uns Menschen unmöglich, Finsternis einzuschalten. Finsternis ist das dominierende Element in dieser Welt.
Dank sei dem Licht, dass es uns immer wieder die Vielfalt und Schönheit der Farben vor Augen führt.
Zusammenfassung
Farben stehen in einer bestimmten Ordnung zueinander. Seit jeher versuchen Menschen diese Konstellation darzustellen. Die im Lauf der Zeit entstandenen Systeme sind bezüglich ihrer Visualisierung durch die Merkmale Farbton, Helligkeit und Buntheit begrenzt. Sie stehen abstrakt für sich im Raum.
Aristoteles erkannte bereits: „Farben entstehen aus Licht und Finsternis.“
Der Farbring beinhaltet die bisherigen Erkenntnisse, weitet jedoch den Blick auf die Relation zu Licht und Finsternis. Es handelt sich um ein reines Verständnis- und Empfindungsmodell.

Vertiefungsvortrag, Themengebiet – 11 Farbsysteme, Robert Vogt

Ist die Farbigkeit eine kalkulierbare Gestaltgröße?

These
Beige, als das Weiß der Mutigen kann der Vergangenheit angehören!
Zusammenfassung
Farbe ist die dünnste Schicht auf dem Architekturparkett. Farbigkeit, von Material und Oberfläche ist weitaus mehr. Farbigkeit prägt, in Wechselwirkung von Raum-Design, Materialität, Struktur, Oberfläche und Licht, Räume. Sowohl den städtischen Innenraum, wie auch das Interiordesign. Farbe, Material, Form und Licht sind typische Träger, welche die Vermittlung von emotionalen Botschaften im Raum bewerkstelligen können. Der Farbappell ist dabei mit der wesentlichste.
Die Angst vor der falschen Farbwahl führt nicht selten zu Farbenthaltung oder Farbverweigerung. Dahinter steckt nicht selten Unsicherheit, da der Umgang und das Training mit Farbigkeit wenig vermittelt oder geschult wird.
Die Farbwahl, so hört man meist, ist eine rein subjektive und persönliche Sache. Eine Frage des Geschmacks und damit für heterogenen Nutzergruppen – also für den städtischen Innenraum oder auch das Interiordesign außerhalb der Wohnbereiche, nicht plan- oder kalkulierbar.
Sicherlich ist die Wahl der „richtigen Farbigkeit“, wie jede andere Disziplin des Design oder der Architektur, nicht immer selbstverständlich und offensichtlich. Ein Vorgang der Planung und Wissen, Erfahrung und Kennerschaft abfordert.
Die Ergebnisse der Farbforschung im Bereich Zeitgeist, Trend, Gesundheit, Psychologie und auch der Farbmetrik etc. lassen die Gestaltgröße „Farbe“ mit etwas Sensibilität und Erfahrung weitaus kalkulierbarer werden als das bisher der Fall war.

Übersichtsvortrag, Themengebiet – 12 Farbraumgestaltung und Architektur, Prof.-Ing. Markus Schlegel, HAWK Hildesheim, TSP . DESIGN

Effekte der Oberflächenhelligkeit auf die wahrgenommene Größe eines Raumes: Experimentalpsychologische Befunde

These
„Hinsichtlich der psychologischen Wirkung von Farbe wird der Effekt des Farbtons häufig überschätzt: Sättigung und Helligkeit spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.“
Zusammenfassung
In der Architektur gibt es klare Annahmen darüber, welchen Einfluss die Helligkeit der Oberflächen eines Raums auf seine wahrgenommene Größe hat. Um einen Raum höher erscheinen zu lassen wird beispielsweise empfohlen, die Decke heller als die Wände zu gestalten. Halten diese Annahmen einer experimentalpsychologischen Überprüfung stand?
In vier Experimenten beurteilten Versuchspersonen die Höhe von Räumen, die sich in ihrer physikalischen Höhe und in ihren Oberflächenhelligkeiten unterschieden. In den Experimenten 1-3 wurden virtuelle Räume auf einem stereoskopischen Display dargeboten. Experiment 4 wurde in einem realen Raum mit variabler Höhe durchgeführt.
In Experiment 1 wurden Räume mit hellen Decken als höher eingeschätzt als Räume mit dunkleren Decken. Entgegen der Erwartung hatte die Wandhelligkeit ebenfalls einen Effekt: die hellsten Wände korrespondierten mit der höchsten wahrgenommen Raumhöhe. Diese Ergebnisse bestätigen den Einfluss der Deckenhelligkeit auf die wahrgenommene Höhe, sprechen jedoch gegen die oft angenommene Rolle des Helligkeitskontrasts zwischen Decke und Wand.
In Experiment 2 schätzten die Versuchspersonen zusätzlich die Raumbreite ein. Der Effekt der Deckenhelligkeit auf die Höhenschätzungen wurde bestätigt. Zusätzlich fand sich eine asymmetrische Beziehung zwischen Höhe und Breite. Mit zunehmender physikalischer Raumhöhe wurde die wahrgenommene Breite geringer. Die physikalische Raumbreite hatte jedoch keinen Einfluss auf die wahrgenommene Höhe.
In Experiment 3 zeigte sich, dass die Bodenhelligkeit keinen signifikanten Effekt auf die wahrgenommene Raumhöhe hat. Außerdem konnten die Unterschiede in der wahrgenommenen Höhe nicht auf die Gesamthelligkeit des Raums zurückgeführt werden.
Experiment 4 bestätigte, dass der Effekt der Deckenhelligkeit auf die wahrgenommene Höhe auch in einem realen Raum nachweisbar ist. Vermutlich aus methodischen Gründen war der Effekt jedoch schwächer als in den in virtueller Realität durchgeführten Experimenten.

Vertiefungsvortrag, Themengebiet – 12 Farbraumgestaltung und Architektur, Dr. Daniel Oberfeld-Twistel, Johannes Gutenberg – Universität Mainz

Farbe und Material

These
Die reine Lichtstrahlung mit ihrer Funktion ’Farbe’ ist unsichtbar.
Zusammenfassung
Jede visuelle Wahrnehmung ist:

  1. nur über eine materielle Oberfläche sichtbar,
  2. keine objektive Realität, sondern immer das Ergebnis eines Interpretationsprozesses und
  3. als physikalische Lichtstrahlung noch keine Farbe, die sich erst durch einen Gehirn-Prozess zu einer Erscheinung mit dem Wort ‘Farbe’ formuliert.

Unsere visuelle Wahrnehmung ist somit immer eine Synthese, aus physikalischen, biologischen und geistigen Wirkungszusammenhängen.
Unter diesen übergeordneten Aspekten wird das Thema Material, mit seinen Atributen Farbe und Licht sowie Struktur, Textur, Lichttransmission und Glanzgrad behandelt, wobei eine Reihe von praxisbezogenen Problemen und besondere Zusammenhänge angesprochen und diskutiert werden.

Übersichtsvortrag, Themengebiet – 13 Farbtechnologie, Prof. Dr. Klaus Palm, Universität der Künste Berlin, Ehrenvorsitzender des DFZ

Neue Glanzgrad-Skala zur visuellen Beurteilung und Definition von Glanzgraden

These
Farbe und Glanz einer Oberfläche werden in der Industrie messtechnisch erfasst. Für Anwender, denen keine teuren Messgeräte zur Verfügung stehen, wurde ein Glanzmesser entwickelt, der den gleichen Zweck erfüllt wie Farbkarten bei der Farbbestimmung. Die Definition von Glanz kann nun analog auch mit definierten Glanzkarten erfolgen.
Zusammenfassung
Mit dem Glanz einer Oberfläche verhält es sich wie mit der Farbe: der Designer, Architekt oder auch der Bauherr hat intuitiv eine ganz bestimmte Vorstellung, wie die Farbe und auch der Glanz eines Objektes sein sollen. Diese Vorstellung zu kommunizieren ist allerdings nicht möglich, da eine eindeutige Beschreibung mit Worten nicht machbar ist.
Bei den Farben ist es deshalb an der Tagesordnung, die Wunschfarbe mit Hilfe von Farbfächern auszuwählen und die zugehörige Farbbezeichnung in der Ausschreibung anzugeben.
Die Problematik, den Glanz nicht beschreiben zu können, erkannte Dr. C. Boller bereits 1955: „Glanz lässt sich in der Praxis der Anstrichtechnik ebenso wenig durch Worte oder Zahlen ausdrücken wie Farbe. Die Betonung liegt dabei auf dem Wort „Praxis“.“ Boller entwickelte daraufhin die nach ihm benannte Glanz-Skala, eine praxisorientierte Definition von sechs unterschiedlichen Glanzgraden. Die Glanzgrade stumpfmatt, matt, halbmatt, halbglanz, glanz und hochglanz werden in der Boller Skala in vier ausgewählten Farbtönen dargestellt. Die weißen, grauen, roten und schwarzen Flächen erleichtern die visuelle Beurteilung, denn die Wirkung des Glanzes ist nicht unabhängig vom Farbton.
Durch die Entwicklung von Messgeräten zur Bestimmung des Glanzgrades, den Reflektometern, wurde die Glanz-Skala nach Dr. Boller mehr und mehr verdrängt. Die Definition des Glanzes wurde durch entsprechende DIN-Vorschriften schließlich auf die Angabe von Reflektometerwerten beschränkt. Für die Industrie stellt das auch kein Problem dar, denn Lack- und Farbenhersteller verfügen über die entsprechenden Messgeräte.
Maler, Lackierer, Designer und Architekten haben im Normalfall keinen Zugriff auf die erforderliche Messtechnik, da deren Anschaffungspreis bei mehreren tausend Euro liegt. Diese Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen für diese Anwender.
Doch jetzt gibt es eine nicht nur preiswerte, sondern vor allem praktikable Lösung: Basierend auf den Gedanken, Erfahrungen und Erkenntnissen von Dr. Boller und unter Berücksichtigung der DIN EN ISO 2813 hat der Torso-Verlag in Wertheim eine standardisierte Glanz-Skala entwickelt. Der UNITY COLOR Gloss Meter definiert die schon von Dr. Boller eingeführten Glanzbegriffe stumpfmatt, matt, halbmatt, halbglanz, glanz und hochglanz neu und mit Bezug auf die in der Industrie üblichen Reflektometerwerte.
Die Glanz-Skala ist als Fächer ausgeführt, in dem jeder Glanzgrad auf einer separaten Seite in den vier unterschiedlichen Farben dargestellt ist. Das Format von 6 x 20 cm ist handlich und so wird der UNITY COLOR Gloss Meter zum täglichen Begleiter.
Der Gloss Meter wird bald bei jedem Maler, Lackierer und Architekten so selbstverständlich wie eine Farbkarte zur täglichen Arbeit dazugehören.

Vertiefungsvortrag, Themengebiet – 13 Farbtechnologie, Sylvia Goergen, Busiless.de

Ein neues NCS-Produkt: Global Colour Management (GCM) als Serviceleistung

These
Präzision hilft gegen den Ausverkauf des Regenbogens!
Zusammenfassung
Firmen lassen sich Farben schützen, aber ist so nicht irgendwann ein „Ausverkauf des Regenbogens“ zu befürchten? Wenn der eine Mineralölkonzern sich Gelb-Grün und der nächste sich Blau-Weiß als Farbkombination schützen läßt, kann es da wirklich rechtens sein, dass nur eine deutlich eingeschränkte Auswahl für alle anderen übrig bleibt? Entsteht nicht dadurch ein Wettbewerbsnachteil?
Wie weit liegt eigentlich Milka-Lila und Alpia-Lila auseinander?
In Amerika gibt es für Fragen wie diese eine „Color-Depletion-Rule“ und den „Shade-Confusion-Ansatz“. Was kann eine Firma sonst noch tun, um die Farbe ihrer Marke wirkungsvoll zu schützen?
Viele Kunden aus Industrie und Design haben die gleichen Bedürfnisse und Ansprüche, wenn es um Farbe geht:
Exakt die gleiche Farbe für jedes Material
Präzise Farben an jedem Ort der Welt
Konstanz der Präzision
Vollständige Lösungen für die verschiedenen Gebiete
Nur wenige Spezialisten können diesen berechtigten Ansprüchen gerecht werden.
NCS hat daher zu diesem Zweck einen neuen Projektablauf als Service-Angebot definiert:
Zunächst werden die Kundenwünsche genau definiert, der Ist-Zustand diagnostiziert, um im Anschluß exakte Standards festzulegen und zu implementieren. Die Vorgehensweise kann auf Produkte wie auf den Schutz von CI-Farben angewandt werden. Beispiele von Kunden wie IKEA, London Transport und die schwedische Post belegen unsere Arbeit.

Vertiefungsvortrag, Themengebiet – 13 Farbtechnologie, Dr. Hildegard Kalthegener, hält freiberuflich Seminare für NCS, liefert Farbentwürfe und Marketingideen

Workshops fanden zu folgenden Themen statt:

  • Farbpigmente und Material (Kremer Pigmente)
  • „Einfluss von Licht auf Farbe + Material“
    (Anke Augsburg: ankeaugsburglicht _ lichtdesign + planung für architektur)
  • Himmelgrün & Taubenrot
    Farbgestaltung – Klischees, Chancen, Risiken und Ne-benwirkungen (Haus der Farbe, Höhere Fachschule für Farbgestaltung Zürich / Nerchau Mal- und Künstlerfarben
  • Trendscouting – Schnellkurs für den Colorscout (Prof. Axel Venn)
  • Kalibrierung – Farbe in neuer Qualität – Displays, Beamer, TV (Thomas Schmelzer)

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