Hans-Albrecht Schilling, Foto: Antonina Gern

Das Bremer Zentrum für Baukultur verleiht in Kooperation mit der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau die diesjährige Bremer Auszeichnung für Baukultur an den Künstler und Farbgestalter Hans-Albrecht Schilling. Der 1929 in Bremen geborene Schilling hat sich vor allem als Farbgestalter von Großsiedlungen einen Namen gemacht und ist seit den 1950er Jahren bis heute bundesweit vor allem in Neubau und Sanierung von Großwohnanlagen sowie der Gestaltung öffentlicher Bauten involviert, ab den 1990er Jahren auch mit einem Schwerpunkt auf der Sanierung von Plattenbauten vornehmlich in Berlin. Aufgrund der aktuellen Umstände musste der feierliche Festakt in der Oberen Rathaushalle in Bremen auf nächstes Jahr verschoben werden, die begleitende Festschrift ist allerdings bereits jetzt erschienen.

Werksübersicht, Auszug aus der Festschrift S. 22 und 23

Über das Werk von Hans-Albrecht Schilling

Als junger Künstler wurde Hans-Albrecht Schilling 1954 für die Farbgestaltung der Gartenstadt Vahr und später der Neuen Vahr engagiert. Zu dieser Zeit gab es wenige Vorbilder für diese spezialisierte Form der gestalterischen Arbeit, sodass Hans- Albrecht Schilling zu einem Pionier in diesem Tätigkeitsfeld avancierte. Schilling ist es dabei wichtig zu betonen: „Farbe ist keine Zutat zur Architektur, sie ist ein Element der Baukunst.“ Dennoch wird sie häufig als reines Verzierungselement missverstanden. Im Laufe der Jahre entwickelte Schilling ein übergreifendes Konzept zur Nuancierung von Farbtönen, der Gewichtung von Weiß- und Farbanteilen an unterschiedlichen Baumassen sowie eine ausführliche eigene Farbpalette, die auf den Einsatz an Gebäuden abgestimmt ist. Gerade die übergreifenden Aspekte stehen im Mittelpunkt des seines Denkens: „Was mich immer interessiert hat, ist der städtebauliche Zusammenhang, der durch Farbe akzentuiert wird.“ Neben den psychologischen Effekten sprechen dabei auch praktische Gründe für den Einsatz von Farben in Architektur und Städtebau von Großwohnanlagen. Eine durchdachte farbliche Gestaltung kann architektonische Elemente oder Details betonen, Quartiere und eine Adressbildung schaffen, Orientierung im Straßenraum geben, um nur einige Beispiele zu nennen. Dabei sieht Schilling die farbliche Gestaltung als einen fortlaufenden und nicht endenden Prozess in den sich stetig verändernden Siedlungen. Sie folgt nicht in erster Linie Moden oder Geschmacksfragen, vielmehr stehen die Anpassungen häufig in Zusammenhang mit baulichen Maßnahmen und sind abhängig von veränderten Umgebungsfaktoren wie beispielsweise dem wachsenden Grün im Außenraum, auf die der Farbgestalter Rücksicht nehmen muss. Eine gute farbliche Gestaltung kann dabei Probleme wie Eintönigkeit der Siedlungen, Vandalismus oder Angsträume verringern helfen.

Aus dieser stetig wachsenden Expertise heraus wurde Schilling bald überregional zu einem anerkannten Fachmann und arbeitete an vielen neuen Siedlungen der 1950er, 1960er und 1970er Jahre im gesamten Bundesgebiet. Neben den Siedlungen gestaltete Hans Albrecht Schilling auch die Inneneinrichtungen von Krankenhäusern, Schulen oder anderen öffentlichen Gebäuden. Ab den 1980er Jahren verschob sich der Schwerpunkt seiner Tätigkeit von Neubauten hin zu Sanierungen. Er verfeinerte sein gestalterisches Grundkonzept und entwickelte eigene Entwürfe weiter, beispielsweise in der Neuen Vahr, oder wurde zur Sanierung älterer Siedlungen hinzugerufen. Nach der Wiedervereinigung war er verstärkt auch in Ostdeutschland und hier vor allem in Berlin aktiv. Dies beinhaltete auch weitergehende Sanierungsaufgaben, die über reine Fassadengestaltung mit Farben hinausging, wie der Verbesserung von Eingängen oder Balkonanbauten. Auch bei denkmalgerechten Farbrekonstruktionen, unter anderem von Siedlungen aus den 1920er Jahren in

Farbe und Raum – Hans-Albrecht Schilling
Schriftenreihe des Bremer Zentrums für Baukultur Bd. 18
Hrsg. von Christian von Wissel und Jörn Tore Schaper im Auftrag des Bremer Zentrums für Baukultur
Schünemann Verlag
ISBN 978-3-7961-1096-2
25 Euro

Erhältlich beim Bremer Zentrum für Baukultur (bestellung@bzb-bremen.de / 0421 – 96 02 136) oder im Buchhandel.

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