Filmtitel:
Tei 1. Von Höhlenrot und Göttergelb
Teil 2. Von Königspurpur und Jeansblau
Sendetermine:
Samstag, 17. und 24. Oktober 2015, 16.30 Uhr, ZDFneo
Sonntag, 18. und 25. Oktober 2015, 19.30 Uhr, ZDF
Nur wer erkennt, ob eine Frucht reif oder giftig ist, kann überleben. Alle Farben in der Natur dienen einem biologischen Zweck und jedes Lebewesen hat seine Wahrnehmung darauf spezialisiert. Aber allein der Mensch stellt Farben her und verleiht ihnen Symbolkraft. »Terra X« taucht ein in die Geschichte unserer Farbcodes von den Anfängen bis in die Gegenwart. Kulturgeschichten und Naturphänomene werden miteinander verwoben und führen zu verblüffenden Erkenntnissen. Inwieweit steuern Farben noch heute unser Verhalten, ohne dass wir es merken? Wie funktioniert dieser evolutionäre Code?
Diesem Rätsel sind Wissenschaftler seit Jahrhunderten auf der Spur. Die erste wegweisende Entdeckung macht Isaac Newton 1730 und schockiert damals die Welt. In seinem Versuch mit einem Glasprisma und Licht entdeckt er, dass es Farben gar nicht wirklich gibt. Eine unfassbare Erkenntnis. Denn bereits vor 100.000 Jahren unternahmen Menschen große Anstrengungen, um Farbe in ihre Leben zu holen. Das entdecken Archäologen 2008 in der Blombos Höhle an der Küste Südafrikas. Sie finden Ockerstücke und Muscheln, die Steinzeitmenschen in der Höhle versteckt haben. Es ist die älteste Farbwerkstatt der Menschheit. Plötzlich gab es eine Möglichkeit, sein Äußeres zu verändern, mit Farbe ein individuelles Kennzeichen zu setzen. Ein Meilenstein in unserer Geschichte! Bis heute heben sich viele Naturvölker mit Körperbemalung von anderen ab, von den Massai in Afrika bis zu den Aborigines in Australien. Und wir machen etwas ganz Ähnliches fast täglich wenn wir uns schminken, bunt kleiden oder die Haare färben. Mit Farben individualisieren wir uns oder zeigen an, zu welcher Gruppe wir gehören.
Wie kamen die Farbe überhaupt in die Welt? Erst vor 200 Millionen Jahren entsteht die erste Farbe: Das Grün der Pflanzen. Weil sie die älteste und lange die wichtigste Farbe für alle Lebewesen war, können Menschen bis heute im Grün die meisten Farbnuancen erkennen. Für den Siegeszug des Homo sapiens war allerdings eine anderer Farbe entscheidend: vor rund 35 Millionen Jahren entsteht das magische Rot. Der amerikanische Neurowissenschaftler Jay Neitz fand heraus, dass die Fähigkeit, Rot zu sehen zur Schlüsselkompetenz wurde. Seine Experimente mit bizarren Artverwandten, den Totenkopfäffchen, erlauben verblüffende Einblicke in die evolutionäre Entwicklung. Bis heute wirkt Rot als Signal– und Alarmfarbe, weil unsere Augen sich zu Rotspezialisten weiterentwickelt haben und wir Rot am schnellsten von allen Farben wahrnehmen können.
Lange war das Blau des Himmels und des Meeres für den Menschen nicht greifbar, bis um 8000 vor Christus Bergarbeiter im Hindukush einen leuchtenden Stein finden: Lapislazuli, wörtlich das Blau des Himmels. Schnell wird er in der ganzen Welt begehrt und forciert die beginnende Globalisierung. Die Ägypter versuchen vergeblich, aus Lapiz auch ein Malpigment herzustellen und entdecken durch Zufall ihren eigenen Farbstoff — der Startschuss zu einer bunten Epoche. Und immer größer werden die Anstrengungen, die Menschen unternehmen, um leuchtende Farben zu gewinnen.
Warum üben Farben eine solche Faszination auf uns aus? Experimente mit Babies zeigen, dass uns ein Farbprogramm schon in die Wiege gelegt ist. Farben sind eine Sprache der Natur und das größte Kommunikationssystem der Welt.
Buch: Christian Schidlowski
Regie: Sigrun Laste
Produktion: Storyhouse, Berlin
Redaktion: Uta von Borries