geb. 13.05.1928, gest. 31.01.2021

Harald Küppers am 10. Mai 2019 in der Dresdner Sammlung Farbenlehre (Foto: Bendin)

Wie uns bekannt wurde, ist das ehemalige Mitglied des Kuratoriums des Deutschen Farbenzentrums e.V. Harald Liebedank Küppers am 31. Januar im Alter von 92 Jahren gestorben. Deutschland hat damit eine prägende Persönlichkeit auf dem Gebiet der Drucktechnik und Farbenlehre verloren .

Das Leben und Wirken des gelernten Chemigrafen und ausgewiesenen Drucktechnikers war besonders in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts erfüllt von nachdrücklichem Bestreben um eine grundlegende Erneuerung der farbpädagogischen Praxis an deutschen Ausbildungsstätten. Sein erklärtes Ziel war die Ablösung der immer noch prägenden Vorgängerlehren von Johann Wolfgang v. Goethe, Wilhelm Ostwald und Johannes Itten durch eine schlüssige neue Farbenlehre. Er griff dazu die Idee des Farbwürfels auf, die ein Jahrhundert zuvor bereits durch William Benson (1868) und Alexandre Charpenthier (1885) entworfen sowie in den 20er Jahren unabhängig voneinander durch Max Becke (1923/24) und Otto Prase (1923/45) als „Tausendteiliger Würfel“ für den Mehrfarbendruck vorgestellt, bzw. später durch Aemilius Müller (1951/52) und Alfred Hickethier (1952) jeweils verfeinert worden war. Harald Küppers entwarf als Weiterentwicklung hierzu einen modulierten Farbenraum in Gestalt eines Rhomboids (Bild 2) und erachtete ihn als „idealen Farbenraum und endgültige theoretische Lösung für das Problem der Farbenlehre“.  Folgerichtig stellte er das Rhomboeder auch ins Zentrum seiner 1972 erstmals veröffentlichten, didaktisch aufbereiteten Farbenlehre, mit der er anstrebte, alle Fragen einer modernen Farbenlehre – insb. die Darstellung der Farbmischgesetzlichkeiten –  logisch abzuleiten und zu repräsentieren. Als Basisschema und farbpädagogische Alternative zu Ittens Farbenkreis diente ihm dazu auch sein Farben-Sechseck
(Bild 3).

Küppers Werk war nicht nur mit wissenschaftlich-technischen Innovationen, z.B. der Entwicklung des Siebenfarbendrucks verbunden, sondern auch mit zahlreichen Vorträgen und Publikationen zu seiner Farbenlehre, darunter anspruchsvoll gedruckten Farbtafelwerken. So erdachte er für den Siebenfarbendruck systematische Farbtabellen, die er 1987 in seinem großen Farbenatlas veröffentlichte und für die er weltweit Patente erhielt. Sein Name wurde schnell auch über Ländergrenzen bekannt, doch brachte ihm der stets vehement vertretene Anspruch auf Allgemeingültigkeit auch Kritik von Fachkollegen ein. Es ehrt ihn durchaus, dass er sich stets der Kritik stellte, spricht aber auch für seine Beharrlichkeit, dass er ihr auch streitbar begegnete. Küppers Bemühungen um eine zeitgemäße, allgemeingültige Farbenlehre muten heute als Beispiel dafür an, wie sich Geschichte wiederholt. Auch Wilhelm Ostwalds einstiger Anspruch auf Allgemeingültigkeit seiner auf Gesetzmäßigkeit beruhenden Harmonielehre stieß seinerzeit auf Widerspruch. Die Zeitenläufe werden auch dazu einmal abgeklärte Urteile finden.

Wir haben mit Harald Küppers einen prägnanten Verfechter einer allgemeingültigen, logisch begründbaren und didaktisch aufbereiteten Farbenlehre verloren. Bezeichnend für den geistigen Hintergrund seiner Zeit mag auch erscheinen, dass seinen Zeitgenossen durchaus ähnlich Ideales vorschwebte. Wie zuvor bereits Goethe und Ostwald waren z.B. auch Rupprecht Matthaei, Siegfried Rösch, Manfred Richter, Manfred Adam oder Gerhard Zeugner von der Herausforderung beseelt, die allgegenwärtigen Wahrnehmungsphänomene Licht und Farbe unter einen Nenner zu bringen mit Ordnungsansprüchen und daraus ableitbaren Maximen auch für geisteswissenschaftliche oder gestalterische Aufgaben.

Als besonderen Glücksumstand und zugleich als Vermächtnis kann man es ansehen, dass Harald Küppers seine umfangreiche Privatsammlung zur Farbenlehre vor wenigen Jahren noch selbst der im Aufbau befindlichen  Lehr- u. Forschungssammlung Farbenlehre an der Technischen Universität Dresden anvertrauen konnte. So stand das 12. Dresdner Farbenforum 2019 anlässlich seines 91. Geburtstages ganz im Zeichen der Präsentation und Würdigung jener großzügigen Schenkung. Harald Küppers Nachlass wird in den neuen Räumen der interdisziplinären Sammlung Farbenlehre auch kommenden Generationen zugänglich sein als wertvoller Fundus zur Geschichte der Farbenlehre in einer Reihe mit weiteren Konvoluten zu Leben und Werk bedeutender Farbwissenschaftler. 

Bild 4: Harald Küppers in seiner Sammlung als Teil der Dresdner Sammlung Farbenlehre,
10. Mai 2019 (Foto: Bendin)

Autor:
Eckhard Bendin, Dresden 26.02.2021
Kuratoriumsmitglied des Deutschen Farbenzentrums e.V.
Online-Kurzfassung Tagungsbeitrag zum 12. Dresdner Farbenforum 2019 „Reminiszenzen zur Logik der Farbe“

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