Farbe im Gesundheitsbau

Titel der Studie:Beurteilung der psychologischen und medizinischen Wirkungen der Umweltfaktoren Farbe und Licht auf Patienten und Personal im Bereich der Intensivmedizin”

Forschungsfragen

1)Welchen Einfluss hat die Farb- und Lichtgestaltung von Intensivstationen auf das Wohlbefinden und den
Gesundheitszustand der Patienten?
2)Welchen Einfluss hat die Farb- und Lichtgestaltung von Intensivstationen auf die Arbeitsmotivation, die
Haltung und das Wohlbefinden des medizinischen und pflegerischen Personals?
3)Welchen Einfluss hat die Farb- und Lichtgestaltung von Intensivstationen auf den
Medikamentenverbrauch?

Helios Klinikum Wuppertal, Klinikum für Intensivmedizin, Musterzimmer vor und nach der Umgestaltung

Zusammenfassung der Ergebnisse

Die im Rahmen qualitativer und quantitativer Forschung festgestellten Wirkungen der Farb- und Lichtgestaltung sind bei Patienten wie Personal signifikant. Die Patientenbefragungen wie die Personal-Interviews vor und nach den durchgeführten Renovierungsmaßnahmen belegen die Wirksamkeit der psychologischen Umweltfaktoren Farbe und Licht auf das Wohlbefinden und die Zufriedenheit des Menschen.

Die Wahrnehmung der Gestaltungsfaktoren stieg bei den Patienten um durchschnittlich 32,3%, beim Personal sogar um 40,8%. Die größte Steigerung zeigte sich bei den Patienten bei der Bewertung der Farbgestaltung (62,7%), dicht gefolgt vom Gefühl der Privatheit, dass sich um 55,2% verbesserte. Beim Personal war die größte Steigerung von 75,6% ebenfalls bei der  Farbgestaltung zu verzeichnen, gefolgt von der spürbaren Verbesserung der Kunstlichtqualität um 54,3%. Dieser Faktor ist umso bemerkenswerter, da aus Kostengründen auf neue Leuchten verzichtet wurde. Die vorhandenen Neon-Leuchtmittel wurden durch LED-Leuchtmittel mit dem Farbwiedergabeindex 90 ausgetauscht, bei dem die Raumfarben relativ natürlich erscheinen. Die Farbtemperatur des Lichts wurde in den Patientenzimmern und Aufenthaltsräumen des Personals Warmweiß (3.000 K) gehalten. In den Fluren und Funktionsräumen hingegen mit Kaltweiß bzw. Tageslichtweiß (4.000K). Der Kontrast erzeugt einen „Atmosphärenwechsel, der die Aufenthaltsräume spürbar wohnlicher, wärmer und geborgener wirken lässt. Zudem wurden Wahrnehmungen wie Entschleunigung und Ruhe geschildert.

Die Wirkungen der Raumfaktoren Farbe und Licht erstrecken sich nicht nur auf die Wahrnehmung des architektonischen Raums, sondern auch auf die der Fürsorge. Der von den Betroffenen als
„Wohlfühlatmosphäre“ bezeichnete Raumeindruck der Aufenthaltsräume und Patientenzimmer sorgt für eine effektivere Pflege. Die Bewertung der Pflegemaßnahmen stieg bei den Patienten nach der Renovierung um 28%. Diese indirekten Effekte ließen sich auch beim Personal feststellen, bei dem die Zufriedenheit mit der Arbeit im Mittel um 12% stieg.

Der Verbrauch an Medikamenten konnte deutlich gesenkt werden. Bei den Benzodiazepinen wurden keine signifikanten Veränderungen festgestellt. Bei den Akut-Neuroleptika (Haloperidol, Risperidon, Chlorprothixen etc.) kam es zu deutlichen Veränderungen. Im Vergleichszeitraum sank der Verbrauch um durchschnittlich 30,1%.

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