Die vom Deutschen Farbenzentrum, der Fakultät Gestaltung an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim, Holzminden, Göttingen und der Fachschule Farbtechnik organisierte internationale Fachkonferenz STADT LAND FARBE bot einen umfassenden Überblick über aktuelle Ansätze der Farbgestaltung in städtischen und ländlichen Kontexten. Etwa 180 Fachleute aus Architektur, Stadtplanung und verwandten Disziplinen, Studierenden, Schülerinnen und Schüler diskutierten die Rolle der Farbe als gestalterisches und funktionales Element.
Der erste Konferenztag wurde durch Vorträge verschiedener Experten strukturiert. Musiker und Architekturtheoretiker Dr. Christopher Dell aus Berlin eröffnete mit einer Performance und einer Analyse der Stadt als gestalterischem Raum, gefolgt von Lina Lahiris Untersuchung zu Farbdynamiken städtischer Umgebungen (Büro Sauerbruch Hutton). Dr. Sven Jakstat beleuchtete historisch-soziale und politische Perspektiven am Beispiel von Bruno Taut, während Marcella Wegner-Di Gabriele und Dr. Stefanie Wettstein vom Haus der Farbe Zürich regionale Farbkulturen untersuchten. Den Abschluss des ersten Konferenztages bildete der Vortrag „Colour in the City“ von Jasmin Dieterle-Proesel (Büro MVRDV).
Die Konferenz konzentrierte sich auf komplexe Themenbereiche wie nachhaltige Materialnutzung in städtischen Räumen, Farbwahrnehmung und Lichteinflüsse, interdisziplinäre Ansätze der Farbgestaltung sowie kulturelle Dimensionen von Farbe in Architektur und Stadtplanung. Diese vielfältigen Perspektiven ermöglichten einen nuancierten Blick auf die Bedeutung von Farbe in räumlichen Gestaltungsprozessen.
Die Podiumsdiskussion unter Leitung von Boris Schade-Bünsow bot Raum für kritischen Austausch. Teilnehmende wie Prof. Elisabeth Merk, Franziska Kocks und Prof. Markus Schlegel diskutierten strategische Ansätze der Farbgestaltung in kommunalen Kontexten und beleuchteten dabei sowohl theoretische als auch praktische Herausforderungen.
Praktische Workshops vertieften die theoretischen Erkenntnisse durch hands-on Erfahrungen. Fachleute zeigten Techniken der Farbapplikation, untersuchten Farbgestaltung im Lehmbau, analysierten Materialoberflächen und verglichen kulturelle Farbwelten. Diese praxisorientierten Formate ermöglichten einen direkten Wissensaustausch und innovative Perspektivenerweiterung.
Die begleitende Ausstellung zeigte Projekte zu Urban Art, Fassadengestaltung und räumlichen Farbkonzepten. Sie bot zusätzliche visuelle Einblicke in die vorgestellten Forschungsansätze und unterstrich die Vielfalt der Farbgestaltung.
Prof. Timo Rieke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Farbenzentrums und Professor für Farbdesign an der Fakultät Gestaltung der HAWK, betonte die Bedeutung einer systematischen Auseinandersetzung mit Farbe als gestalterischem und funktionalem Element in Architektur und Stadtentwicklung.
Die von RAL Farben unterstützte Tagung bot Fortbildungspunkte für Architektenkammern und dokumentierte den aktuellen Forschungsstand zur Rolle der Farbe in räumlichen Gestaltungsprozessen. Die präsentierten Erkenntnisse werden voraussichtlich in zukünftige Forschungsprojekte und Publikationen einfließen.
Wissenschaftliche Relevanz und praktische Anwendbarkeit bildeten die Kernaspekte dieser Fachtagung, die einen systematischen Beitrag zum Verständnis von Farbe als gestalterischem Element leistet. Sie markierte einen wichtigen Moment im interdisziplinären Diskurs über Raum, Gestaltung und die komplexen Wechselwirkungen von Farbe und Umwelt.